Unternehmensgründung aus der Wissenschaft: SurFunction GmbH

Von der Natur lernen. Die SurFunction GmbH ist eine erfolgreiche Ausgründung der TU Dresden, der Universität des Saarlandes und dem Material Engineering Center Saarland im Bereich der Laser-Oberflächenfunktionalisierung. Dr. Dominik Britz, Mitgründer der SurFunction und Geschäftsführer, im DGM-Interview.

Gesellschafter der SurFunction GmbH

DLIP-Strukturen

Laserinterferenz-Funktionsprinzip

 

SurFunction GmbH

  • Branche: Oberflächenfunktionalisierung (Direkte Laserinterferenzstrukturierung (Direct Laser Interference Patterning, DLIP)

  • Berufliche Position: Geschäftsführender Gesellschafter

  • Gründungsjahr: 2020

  • Beschäftigte: 13


Von der Wissenschaft zum Unternehmertun – Herr Britz, die Anfänge bis zur Unternehmensgründung der SurFunction GmbH reichen bis in die späten 90er Jahre zurück. Was waren die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Meilensteine auf dem Weg zur Unternehmensgründung?

Der Weg zur Industrialisierung der Direct-Laser-Interference-Patterning-Technologie war tatsächlich sehr lange und zeigt eindrucksvoll, welche Entwicklungszyklen hinter einer neuen und so disruptiven Innovation stehen. Nach dem ersten gepulsten Nano-Laser am Institut von Frank Mücklich in Saarbrücken, der auch der Erfinder dieser Oberflächenfunktionalisierung ist, gab es die ersten Abschlussarbeiten am universitären Lehrstuhl. Als klar wurde, welche enormen Möglichkeiten diese neuartige Oberflächenfunktionalisierung bietet, kamen auch die ersten Promotionen dazu. Ein weiterer Meilenstein war sicherlich die Promotion von Andrés Lasagni, der inzwischen selbst Professor an der TU Dresden ist. Er war es auch, der den Weg zur Industrialisierung der DLIP-Technologie durch die Erfindung einer kompakten Optik zu seiner Zeit am Fraunhofer IWS geebnet hat. Parallel wurde die Technologie sowohl in Saarbrücken mit dem Material Engineering Center Saarland als auch in Dresden am IWS in zahlreichen Industrieprojekten für immer neue Anwendungen erschlossen. Mit der Professur von Andrés Lasagni an der TU Dresden wurde dann auch die neuste Generation an DLIP-Optiken entwickelt, die an die SurFunction übertragen wurde. Im Zuge der inzwischen über 32 abgeschlossenen Promotionen in Dresden und Saarbrücken gab es viele bahnbrechende Entwicklungen – vom Verständnis der Laser-Material-Wechselwirkung, der Erweiterung der DLIP-Technologie von kurzen Pulsen zu Ultra-Kurzpuls-Systemen bis in den Femtosekundenbereich über die systematische Erschließung neuer Funktionalitäten und der stets damit einhergehenden materialwissenschaftlichen Charakterisierung. Das wurde auch mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Berthold-Leibinger Innovationspreis bedacht. Wichtig ist immer der ständige Abgleich mit der Industrie, um die relevanten Probleme auch konkret adressieren zu können und den Schritt von F&E Projekten hin zur Serienanwendung hinzubekommen. Bei uns als SurFunction war das der Anwendungsbereich der elektrischen Steckverbinder, der uns zum Durchbruch verhalf.


Aller Anfang ist schwer. Ob ein Unternehmen sich am Markt etablieren kann, entscheidet sich zumeist in den ersten drei Jahren. Rückblickend gefragt, was waren Ihre Erfolgsfaktoren bei der Gründung der SurFunction GmbH.

Das trifft in unserem Fall natürlich auch zu – insbesondere, weil wir 2020 drei Wochen vor dem ersten Lockdown gegründet haben. Auch wenn die globalen Krisen und Entwicklungen seit dem nicht abnehmen, haben wir SurFunction, deren Gründer ausschließlich Ingenieure waren, 2021 völlig neu strukturiert. Durch meinen geschätzten Co-Geschäftsführer Ralf Zastrau haben wir schnell gemerkt, an welchen Stellen wir nachjustieren müssen, wie wir den Oberflächenmarkt strategisch bearbeiten müssen und welche Geschäftsmodelle dazu passen. Als ehemaliger Gründer und CEO der Nanogate, einer AG für chemische Nanotechnolgie ist Ralf Zastrau mit seiner Erfahrung und seinem betriebswirtschaftlichen Background für uns unersetzlich und mein perfekter Sparings-Partner. Genauso wichtig ist, dass die beiden Erfinder der DLIP-Technologie, Frank Mücklich und Andrés Lasagni, als Mitgründer nicht nur durch ihre Netzwerke einen wichtigen Teil zum Erfolg von Surfunction beitragen, sondern sich auch aktiv im Unternehmen einbringen. Das in Kombination mit einem unfassbaren, diversen, perfekt komplementär aufgestellten Team aus internationalen Spitzenkräften mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen, sind die Basis des Erfolgs unserer Firma. Und so werden wir uns auch weiterhin als DLIP-Pionier und Marktführer am Markt etablieren. Durch den zunehmenden Bedarf an nachhaltigen Lösungen und Alternativen sind wir zudem mit unserer Technologie, die wir uns aus der belebten Natur abgeschaut haben, aktuell gefragter denn je. Daher auch unser Motto: „Nature knows best“.


Welche Rolle spielen bzw. spielten Netzwerke mit Kooperationspartnern in Industrie und Wissenschaft bei der Unternehmensgründung?

Netzwerke und starke Partner sind eine weitere Säule unseres Erfolges. Über ein lebendiges und großes Netzwerk ist es nicht nur deutlich leichter, direkt mit den richtigen Menschen und Entscheidern in den Firmen zu sprechen, um gemeinsam neue Produkte zu entwickeln. Über die wissenschaftlichen Netzwerke ist es uns zudem möglich, mit ausgewiesenen Experten unseres Fachbereichs auch schon heute über Forschungsprojekte an den Anwendungen von morgen zu arbeiten – auch das ist für den zukünftigen Erfolg der Surfunction ganz entscheidend. Strategische Partner sind deswegen unverzichtbar, weil sie es uns erlauben uns auf unsere Kernkompetenzen zu fokussieren und für den Kunden somit den bestmöglichen Service bieten zu können – von der DLIP-Serienanlage über die Lohnveredelung bis hin zur Entwicklung gemeinsamer Produkte.


Welche persönlichen Kompetenzen braucht es, um erfolgreich eine Idee von der Wissenschaft bis in die industrielle Anwendung zu führen? Kann jede*r zum Unternehmer*in werden?

Leidenschaft, Leidensfähigkeit, Durchhaltevermögen, Optimismus, Menschenkenntnis, Entscheidungsfreudigkeit, Kommunikationsfähigkeit und natürlich fachliche Expertise sind die Grundvoraussetzung. Auch wenn ich bereits seit 2014 gemeinsam mit Frank Mücklich unser Steinbeis-Forschungszentrum Material Engineering Center Saarland leiten darf, habe ich nie wirklich über Unternehmertum nachgedacht – auch weil das unter Ingenieuren während der Ausbildung bislang nicht wirklich präsent ist. Wie so oft kommt es im Leben dann doch anders und auch als man denkt. Inzwischen kann ich mir nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen. Natürlich gibt es auch die Kehrseite der Medaille – insbesondere das Familienleben leidet und es braucht vertrauensvolle und verlässliche soziale Strukturen. Darauf und auf den Rückhalt meiner Familie kann ich zum Glück zu einhundert Prozent zählen.
Daher glaube ich, dass das Unternehmertum sicherlich nicht für jeden das Richtige ist – wenn man sich aber einmal dafür entschieden hat, möchte man wahrscheinlich nicht mehr zurück.


Herr Britz, im Team der SurFunction GmbH, sind Sie der jüngste Geschäftsführer und Mitbegründer. Ist Karriere planbar oder Zufall?

Erarbeiteter Zufall trifft es sicherlich am besten 😉 Ich habe meinem Mentor und Doktorvater Frank Mücklich sehr viel zu verdanken, und war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich habe tatsächlich schon recht früh aufgehört, Karrierepläne zu schmieden, weil es doch immer anders aber nie wirklich schlecht kam.


Die SurFunction GmbH hat ihren Stammsitz in Saarbrücken. Ein weiterer Standort ist in Dresden. Welche Gründe haben Geschäftsführung und Beirat zu dieser Entscheidung bewogen?

Mit Frank Mücklich und Andrés Lasagni haben wir nicht nur die beiden Erfinder der DLIP-Technologie mit an Bord, sondern auch exzellente Wissenschaftler. So war es für uns nur konsequent, dass wir auch an den beiden tollen Forschungs-Standorten im Saarland und Sachsen eine juristische Einheit brauchen. Dadurch können wir nicht nur bestmöglich die Synergien und die geschlossenen Kooperationsvereinbarungen optimal nutzen, sondern auch jetzt schon die Mitarbeiter von morgen kennenlernen und sie im besten Fall über gemeinsame Projekte mit den Instituten in Saarbrücken und Dresden sogar bereits in konkreten Anwendungsgebieten der SurFunction in Aktion erleben. Während wir uns in Saarbrücken vor allem um die materialwissenschaftlichen und werkstofftechnischen Aspekte der Oberflächenfunktionalisierung mittels DLIP kümmern, haben wir in Dresden absolute Optik- und Laserspezialisten. Das Zusammenspiel dieser beiden Pole trägt wesentlich zum Erfolg der Surfunction bei.

Firmenprofil SurFunction

Vielen Dank Herr Britz, dass Sie sich Zeit für unser Interview genommen haben. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team alles Gute für die Zukunft. 

Alle Bilder wurden mit freundlicher Genehmigung der SurFunction GmbH zur Veröffentlichung bereitgestellt. 

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