Technologische Inspiration aus der Natur: Rückblick auf die Woche der Umwelt und ACHEMA 2024

Zwei Veranstaltungen im Juni 2024 boten beeindruckende Einblicke in die Verschmelzung von Biologie und Technik: Die „Woche der Umwelt“ im Schloss Bellevue und die ACHEMA 2024 in Frankfurt am Main. Beide Events zeigten, wie bioinspirierte Technologien innovative Lösungen mit Nachhaltigkeitseffekten bieten können.

BioTrans zu Gast bei der Woche der Umwelt

BioTrans am Stand des BMBF auf der ACHEMA, ©VDI TZ

BioTrans am Stand des BMBF auf der ACHEMA, ©VDI TZ

Im Juni 2024 öffneten zwei bedeutende Veranstaltungen ihre Türen für Wissenschaftler*innen, Technolog*innen und Interessierte. Die „Woche der Umwelt“ fand am 4. und 5. Juni im Schloss Bellevue statt, während die ACHEMA 2024, die Leitmesse der Prozessindustrie, vom 10. bis 14. Juni in Frankfurt eine breite Palette innovativer technischer Lösungen präsentierte. 

Woche der Umwelt: Impulse für die planetare Gesundheit 

Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) versammelten sich im Schloss Bellevue rund 190 Aussteller aus verschiedenen Bereichen, um ihre neuesten Ideen und Konzepte für Klima-, Ressourcen- und Artenschutz zu präsentieren. Das Event legte einen starken Fokus auf die „planetare Gesundheit“ und ermöglichte viel Raum für Diskussionen und Austausch. Das begleitende Bühnenprogramm und über 70 Fachforen boten eine Fülle von Informationen und Anregungen. Die Reden und Diskussionsrunden, unter anderem von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und mit Minister*innen der Bundesregierung, betonten die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel und zur Ressourcenschonung. 

BioTrans war zu Gast, um auch die Biologisierung der Technik als einen Ansatzpunkt für die grüne Transformation der Industrie vorzustellen. Anschauungsmaterial vor Ort, was man sich darunter vorstellen kann, bot das Bionic-Innovations-Centrum (B-I-C) der Hochschule Bremen. Am Stand präsentierten Prof. Dr. Antonia Kesel, Leiterin des B-I-C, und ihre Kolleg*innen das innovative „Aircoat“-System, ein Foliensystem zur Reduktion der Reibung an Schiffsrümpfen. Inspiriert wird die Technologie vom Salvinia-Schwimmfarn, der eine schneebesenförmige Oberflächenstruktur aufweist. Da die Struktur weitestgehend wasserabweisend ist bis auf die Spitzen, kann eine Luftschicht zwischen Pflanze und Wasser gehalten werden. Durch geeignete Verfahren, die Oberflächen nach diesem Muster auf Mikro- oder Nanoskala strukturieren können, entsteht eine Plattformtechnologie, die sich für verschiedenste Anwendungen wie die der Schiffsfahrt nutzen lässt. Diese Technologie der “Luftschmierung” kann negative Effekte wie das Biofouling (die Ansammlung von Meeresorganismen auf Unterwasseroberflächen) und Schallemissionen reduzieren. Vor allem aber hat sie das Potenzial, jährlich Millionen Tonnen CO2 einzusparen, indem sie den Energieverbrauch der Schifffahrt signifikant senkt. Erprobt wird die Funktionsoberfläche auch zurzeit auf Innenoberflächen von Rohren und Schläuchen mit dem Ziel, die strömungsmechanischen Eigenschaften zu beeinflussen.

ACHEMA 2024: Bioinspirierte Technologien im Fokus 

Nur wenige Tage später fand die ACHEMA 2024 in Frankfurt statt. Die internationale Leitmesse für die Prozessindustrie ist bekannt für ihre interdisziplinäre und globale Ausrichtung. BioTrans nutzte die Gelegenheit, um Projekte vorzustellen, die das Potenzial biologisierter Technik verdeutlichen. 

Am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) präsentierte BioTrans Ideen und Ansätze in der bioinspirierten Material- und Werkstoffforschung. Darunter gibt es auch bereits zwei Verbundvorhaben, die an Lösungen innerhalb verwandter Branchen der Prozessindustrie forschen: „ProBand“ unter der Koordination der Phoenix GmbH & Co. KG entwickelt programmierbare Dämpfungsmaterialien nach dem Vorbild von Bandscheiben, die in der Automatisierungstechnik zum Einsatz kommen könnten. „Self-X-For-Implants“ wird koordiniert von der Mathys Orthopädie GmbH und forscht an reibungsminimierenden Multischichtsystemen, die von hyalinem Gelenkknorpeln inspiriert sind. Als Plattformtechnologie, die sich der Wasserschmierung bedient, könnte sie neben Implantatanwendungen zukünftig auch als Beschichtung in wasserführenden Systemen von Nutzen sein.

 

Mehr Informationen, auch zu allen weiteren Projekten, können jetzt auf der Webseite zur Biologisierung der Technik abgerufen werden.

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