Wir stellen den DGM-Nachwuchspreis 2024 vor, mit dem herausragende Doktorand*innen ausgezeichnet werden, deren Abschluss zum Zeitpunkt der Bewerbung nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Diese prestigeträchtige Auszeichnung ist Nachwuchswissenschaftler*innen gewidmet, die sich in der gemeinnützigen Forschung auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik verdient gemacht haben. Die DGM gratuliert Frau Dr.-Ing. Julia Rau, Department of Physics, Chalmers University of Technology (Göteborg, Schweden) zum DGM-Nachwuchspreis 2024.
1. Frau Dr. Rau, welche Bedeutung hat der DGM-Nachwuchspreis für Sie und wie sehen Sie die Rolle der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde in Ihrer bisherigen Karriereentwicklung?
Die DGM begleitet mich bereits seit dem Bachelorstudium, wo ich als junge Studentin an der Werkstoffwoche in Dresden teilgenommen habe. Ich war fasziniert von der Vielfalt der Themen und den interessanten Menschen, die daran arbeiteten. Diese Atmosphäre trug dazu bei, dass ich eine wissenschaftliche Karriere in Betracht gezogen habe. Auch während meiner weiteren Karriere, begleitete mich die DGM, sei es im Rahmen von DGM-Stammtischen oder Besuch von Konferenzen, die von der DGM organisiert wurden. Der DGM-Nachwuchspreis bedeutet für mich eine große Bestätigung, dass der bisher eingeschlagene Karriereweg, der richtige für mich war.
2. Welche Erkenntnisse oder Erfahrungen würden Sie anderen Wissenschaftlerinnen anhand Ihrer eigenen Reise mit auf den Weg geben, um Karriere und Familie erfolgreich miteinander zu verbinden?
Die Rahmenbedingungen beim wissenschaftlichen Arbeiten (z.B. Teilzeit, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice) erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Gleichzeitig erfordert es einen Partner, der genauso oder stärker in die Kinderbetreuung involviert ist. Verständnis und Unterstützung von Vorgesetzten und Kolleg*innen sind ebenfalls wichtig. Für uns erwies sich die Endphase der Promotion als guter Zeitpunkt, um Familienzuwachs zu bekommen. Im Rahmen des Walter-Benjamin-Postdoc-Stipendiums der DFG, das ich für meinen Postdoc-Aufenthalt in Schweden erhalten habe, werden Kinderbetreuungskosten übernommen und ein Kinderzuschlag gezahlt, was eine große Entlastung darstellt. Die Erfahrung, als Familie für eine gewisse Zeit im Ausland zu leben, möchten wir nicht mehr missen.
3. Ihre Promotion am KIT beschäftigte sich mit der tribologischen Initiierung und Aktivierung tribochemischer Prozesse. Was hat Sie zu diesem speziellen Forschungsthema inspiriert?
Während meines Pflichtpraktikums im Master beschäftigte ich mich mit der Oxidation von künstlichen Knieimplantaten im menschlichen Körper. Die Oberflächenveränderungen durch tribologische Beanspruchung faszinierten mich. Im Semester davor hatte ich eine sehr spannende Vorlesung bei Prof. Dr. Christian Greiner am KIT. Daher entschied ich mich für eine Promotion im Bereich der Tribologie bei Prof. Dr. Greiner und Prof. Dr. Peter Gumbsch, um mehr über die Grundlagen der tribologisch-induzierten Oxidation zu verstehen.
4. Sie haben das Walter-Benjamin-Postdoc-Stipendium der DFG für Ihre Forschung an der Chalmers University of Technology in Schweden eingeworben. Welche spezifischen Ziele verfolgen Sie dort und wie sehen Ihre zukünftigen Forschungspläne aus?
Das Postdoc-Projekt ist eine Fortsetzung der Untersuchung von oxidierten Knieimplantaten aus meinem Pflichtpraktikum im Master, wobei ich eng mit der Aesculap AG aus Tuttlingen zusammenarbeite. Im Vordergrund steht die Charakterisierung der Oxidschicht mittels hochauflösender Methoden wie der Atomsondentomografie. Diese faszinierende Methode durfte ich im Rahmen des Stipendiums erlernen. Die exzellente Ausstattung und Expertise an der Chalmers University of Technology in Göteborg bieten hervorragende Rahmenbedingungen für dieses Projekt. Für meine Rückkehr nach Deutschland habe ich ein Rückkehrstipendium der DFG erhalten, innerhalb dessen ich mich weiterhin dem Projekt widmen werde. Prof. Dr.-Ing. Martin Heilmaier vom KIT in Karlsruhe fungiert dabei als mein Gastgeber.