Der Masing-Gedächtnispreis honoriert die wissenschaftliche Arbeit, die in den letzten zwei Jahren vor der Verleihung veröffentlicht wurden. Die Disputationen der Nominierten dürfen dabei nicht länger als 10 Jahre zurückliegen. Der Masing-Gedächtnispreis 2024 geht an Dr.-Ing. Alexander Kauffmann, Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
1) Herr Dr. Kauffmann, was bedeutet Ihnen die Verleihung des Masing-Gedächtnispreises und welche Rolle hat die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde (DGM) in Ihrer beruflichen Entwicklung gespielt, insbesondere in den 15 Jahren Ihrer Mitgliedschaft?
Die Würdigung der Arbeit meiner Arbeitsgruppe und mir in den vergangenen Jahren ist großartig und ich freue mich hierüber sehr. Angesichts der Liste der Preisträgerinnen und Preisträger empfinde ich den Masing-Gedächtnispreis persönlich als enorme Auszeichnung. Werkstoffwissenschaft zeichnet sich durch sehr vielfältige, miteinander verknüpfte Themenfelder aus. Für mich ist die DGM als mein Fachverband die zentrale Organisation, um diese Breite in Deutschland und natürlich die relevanten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennenlernen zu können. Ich denke nicht, dass dies ohne die DGM für mich so möglich wäre.
2) Als Leiter der Abteilung 'Physikalische Metallkunde' am IAM-WK haben Sie eine erfolgreiche Arbeitsgruppe aufgebaut. Welche Ansätze und Strategien haben Sie dabei verwendet, um diese Gruppe zu etablieren und zu fördern?
Da der überwiegende Teil der Physikalischen Metallkunde im Universitätsbereich des KIT angesiedelt ist, fokussiert sich unsere Arbeit stark auf die Promotionsprojekte unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In dieser für die Mitarbeitenden intensiven Zeit versuche ich (in der Tat nicht nur ich) eine ähnlich engagierte, fachliche und organisatorische Unterstützung zu bieten, wie sie mir während meiner Promotion geboten wurde. Neben der erfolgreichen Qualifikation der Doktorandinnen und Doktoranden zahlt sich das auch in einer stetigen Entwicklung unserer wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit aus. Darüber hinaus hat sich die Gruppe von Beginn an kontinuierlich verändert und wir passen uns an neue Herausforderungen und Bedürfnisse flexibel an, um die Entwicklung aufrechtzuerhalten.
3) Ihre Arbeiten zu RM-basierten Cr-Si-Mo-Legierungen und Hochentropielegierungen haben großes Potenzial für Anwendungen bei hohen Temperaturen. Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie in diesem Forschungsbereich und welche Auswirkungen erwarten Sie von Ihren Ergebnissen?
Langfristig wollen wir die Grenzen des Einsatzes von metallischen Werkstoffen bei hohen Temperaturen erweitern, um die auch in den nächsten Jahrzehnten noch notwendige Energieumwandlung in Hochtemperaturprozessen effizienter zu realisieren. Für die absolut höchsten Temperaturen wird das nur mit neuen Werkstoffen möglich sein. Angesichts der existierenden, technisch und wirtschaftlich extrem weit entwickelten Werkstoffkonzepte stellt dies ein sehr ambitioniertes Ziel dar. Wir konzentrieren uns dabei vor allem auf die bisher kritischen und eine potentielle Anwendung begrenzenden Eigenschaften Oxidationsbeständigkeit und Duktilität, für die es werkstoffwissenschaftlich bisher keine ausreichenden Entwicklungskonzepte und Vorhersagetechniken gibt.
4) Sie werden für Ihre weltoffene Art und Ihr Engagement für den Wissenstransfer geschätzt. Was treibt Sie an, Ihre Begeisterung für die Wissenschaft und Ihre Erkenntnisse mit anderen zu teilen?
Werkstoffe sind allgegenwärtig. Das Bewusstsein für diese Tatsache ist es eher nicht. Jede Art von Aufmerksamkeit für unser Fachgebiet ist daher sinnvoll. In meinem Fall erlaubt mir meine Fachrichtung technische, in Sachen Metallographie und Werkstoffcharakterisierung sogar handwerkliche Fähigkeiten mit theoretischen Aspekten großer Tiefe zu verknüpfen. Ich hoffe, dass dies zum Beispiel für Studierende ersichtlich wird und sie diese Attraktivität verstehen. Darüber hinaus sorgt die Gesellschaft mit unserem Wissenschaftssystem für die Möglichkeiten und Freiheiten, die wir haben. Dementsprechend ist es unsere Aufgabe, die erzeugten Erkenntnisse zu dokumentieren, zu teilen und zu bewerben.