Wir stellen den DGM-Nachwuchspreis 2024 vor, mit dem herausragende Doktorand*innen ausgezeichnet werden, deren Abschluss zum Zeitpunkt der Bewerbung nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Diese prestigeträchtige Auszeichnung ist Nachwuchswissenschaftler*innen gewidmet, die sich in der gemeinnützigen Forschung auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik verdient gemacht haben. Die DGM gratuliert Herrn Dr.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Werkstofftechnik, Universität Kassel, zum DGM-Nachwuchspreis 2024.
1) Herr Wegener, was bedeutet Ihnen die Verleihung des DGM-Nachwuchspreises und welche Rolle spielt die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde in Ihrer beruflichen Entwicklung und Forschung?
Die Verleihung des DGM-Nachwuchspreises hat für mich einen außerordentlich hohen Stellenwert und erfüllt mich mit Stolz. Es ist eine große Ehre und Freude, von einer so renommierten Organisation wie der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde anerkannt zu werden. Dieser Preis bestätigt nicht nur die Qualität und Relevanz meiner bisherigen Forschungsarbeiten, sondern motiviert mich auch, weiterhin innovative Beiträge im Bereich der Materialwissenschaft zu leisten. Die DGM spielt eine zentrale Rolle in meiner beruflichen Entwicklung und Forschung. Sie bietet eine Plattform für den Austausch von Wissen und Ideen, die weit über die Grenzen von Instituten und Universitäten hinausreicht. Durch die Teilnahme an Konferenzen, Workshops und Seminaren der DGM konnte ich bereits in der Frühphase meiner wissenschaftlichen Karriere mein Netzwerk erweitern und wertvolle Kooperationen mit anderen ForscherInnen und IndustriepartnerInnen aufbauen. Die DGM hat wesentlich dazu beigetragen, mich über aktuelle Entwicklungen in der Materialwissenschaft auf dem Laufenden zu halten. Die Unterstützung und Anerkennung durch die DGM haben mich in meiner Karriere zu jeder Zeit bestärkt, mir die Möglichkeit gegeben, mich weiterzuentwickeln und an spannenden und innovativen Forschungsthemen im Bereich Materialwissenschaft mitzuwirken. Ich möchte mich von Herzen bei der DGM und dem Preiskomitee für die Verleihung des Nachwuchspreises und die Wertschätzung meiner Arbeit bedanken.
2) Im Rahmen Ihrer Arbeit am Institut für Werkstoffkunde an der Universität Kassel haben Sie zentrale Impulse für die erfolgreiche Realisierung neuer Prüfaufbauten geliefert. Welche wesentlichen Erkenntnisse konnten Sie dabei gewinnen und wie haben diese Ihre wissenschaftliche Expertise erweitert?
Das Lösen komplexer technischer Fragestellungen/Herausforderungen durch innovative und kreative Lösungsansätze hat mich bereits in der Frühphase meines Studiums begeistert. Diese Begeisterung konnte ich auf meine Arbeiten zur Entwicklung und Optimierung neuer Prüfaufbauten übertragen. Eine der wesentlichen Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe, betrifft die Bedeutung der Präzision. Die erfolgreiche Realisierung neuer Prüfmethoden erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis der theoretischen Grundlagen, sondern auch ein hohes Maß an technischer Kreativität. Die Arbeiten an den Prüfaufbauten haben meinen Fokus auf Detailgenauigkeit und sorgfältige Kalibrierung geschärft. Ein weiterer zentraler Aspekt war die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Viele der Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Prüfstände konnten nur durch den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Disziplinen bewältigt werden. Diese Zusammenarbeit hat mein Verständnis für die komplexen Wechselwirkungen zwischen Materialeigenschaften und Prüfmethoden vertieft und mir gezeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Perspektiven in die Forschung einzubeziehen. Durch diese Erfahrungen konnte ich meine analytischen Fähigkeiten und mein technisches Wissen erheblich erweitern und innovative Lösungen entwickeln um spezifische materialwissenschaftliche Fragestellungen zu adressieren. Diese Expertise hat nicht nur meine aktuelle Forschung bereichert, sondern wird auch künftig eine zentrale Rolle in meinen wissenschaftlichen Arbeiten spielen.
3) Welche zukünftigen Forschungsprojekte und -ziele haben Sie, insbesondere in Ihrer Rolle als Geschäftsführer des Forschungsverbunds „BiTWerk“ und im Bereich der biologischen Transformation technischer Werkstoffe?
Mit dem Forschungscluster BiTWerk (Biologische Transformation technischer Werkstoffe) möchten wir als Universität Kassel einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Materialentwicklung leisten. Wesentliches Merkmal unseres Forschungsansatzes ist es, unterschiedliche Werkstoffe wie Kunststoff, Metall oder Beton und ihre Eigenschaften entlang des gesamten Lebenszyklus - beginnend mit der Herstellung über die Nutzung bis hin zum Recycling - als untrennbare Einheit zu betrachten. Neben Aufgaben wie der Abwicklung operativer Geschäfte, Berichtserstellung oder der Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation liegt mein Fokus als Geschäftsführer darauf, die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Die zentrale Herausforderung besteht darin, verschiedenste Fachleute, beispielsweise aus der Architektur, Mathematik, Physik und Ingenieurwissenschaften, zusammenzubringen, um ganzheitliche Lösungsansätze zu entwickeln. In diesem Zusammenhang ist ein persönlicher, fachlicher Austausch zwischen den unterschiedlichen Disziplinen von zentraler Bedeutung, in den bewusst auch junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingebunden werden. Dabei möchte ich eine Forschungsumgebung schaffen, die Kreativität und Innovation begünstigt und gleichzeitig die praktische Relevanz der Arbeit sicherstellt. Die Zusammenarbeit im Rahmen von BiTWerk wird nicht nur die Forschung vorantreiben, sondern dazu beitragen, dass wir als Forschungscluster praxisrelevante Lösungen entwickeln, die in naher Zukunft in der Industrie umgesetzt werden können.
Neben meinen Aufgaben als Geschäftsführer in BiTWerk verfolge ich auch weitere persönliche Forschungsziele. Zusätzlich zu meinen Arbeiten im Bereich der mechanischen Oberflächenbehandlung und Materialermüdung, die im Fokus meiner Dissertation standen, möchte ich meine aktuellen Forschungen auf dem Gebiet der strukturellen Integrität additiv gefertigter metallischer Werkstoffe weiter intensivieren. In diesem Zusammenhang konnte ich meinen Kenntnisstand beispielsweise im ersten Quartal 2024 bei einem dreimonatigen Forschungsaufenthalt in der Schweiz an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) erweitern. Meine Erkenntnisse aus diesem Forschungsaufenthalt sowie aus weiteren Kooperationen möchte ich in naher Zukunft zur Beantragung eigener Drittmittelprojekte nutzen.
4) Sie haben studentische Hilfskräfte und Abschlussarbeiten betreut und so die Begeisterung für das wissenschaftliche Arbeiten beim Nachwuchs geweckt. Was treibt Sie an, Ihre Begeisterung für die Wissenschaft an die nächste Generation weiterzugeben?
Was mich antreibt, ist die tiefe Überzeugung, dass wissenschaftliches Arbeiten nicht nur die Grundlage für technologische Fortschritte, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil unserer gesellschaftlichen Entwicklung ist. Die Möglichkeit, junge Menschen für die Wissenschaft zu begeistern und sie auf ihrem Weg zu begleiten, empfinde ich als eine der bereicherndsten Aufgaben in meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Die persönlichen Weiterentwicklungen im wissenschaftlichen Arbeiten studentischer Hilfskräfte oder AbschlussarbeiterInnen erinnern mich immer wieder daran, warum ich mich selbst für die Wissenschaft entschieden habe. Ich sehe es als meine Aufgabe, Studierende zu inspirieren und ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um selbstständig zu forschen und innovative Lösungen zu entwickeln. Dabei möchte ich ihnen nicht nur Fachwissen vermitteln, sondern auch die Bedeutung von kritischem Denken, Ausdauer und ethischer Verantwortung in der Wissenschaft näherbringen. Die Zusammenarbeit mit Studierenden ist oft ein wechselseitiger Prozess, bei dem auch ich von kreativen Ansätzen unvoreingenommener Sichtweisen profitieren kann. Letztlich treibt mich die Überzeugung an, dass die Zukunft der Wissenschaft in den Händen der jungen WissenschaftlerInnen liegt. Indem ich Studierende fördere und ihnen die Begeisterung für Forschung nahebringe, leiste ich einen Beitrag dazu, dass auch in Zukunft innovative und verantwortungsvolle IngenieurInnen ausgebildet werden, die unsere Welt ein Stück weit besser machen können. Dafür ist es, insbesondere im Anbetracht der zurückgehenden Studierendenzahlen, entscheidend, früh ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass die Forschung auf dem Gebiet der Materialwissenschaften auch einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Themen wie der Digitalisierung und Nachhaltigkeit leistet.