Ein energiegeladener Auftakt
Die MSE 2024 startete am 24. September in Darmstadt voller Schwung und Begeisterung. Den Auftakt machte um 9:00 Uhr Prof. Dr. Klaus D. Jandt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit seinem fesselnden Vortrag „Materials for LIFE – How materials interact with living systems“. Er zeigte auf eindrucksvolle Weise, wie Materialien und lebende Systeme insbesondere in der Medizin miteinander interagieren und welche bahnbrechenden Entwicklungen in diesem Bereich bevorstehen.
Im Anschluss ging es mit einer Vielzahl paralleler Sessions weiter. Während des gesamten Kongresses wurden über 700 Vorträge präsentiert, die ein breites Spektrum der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik abdeckten. Themen wie additive Fertigung, nachhaltige Materialentwicklung und Digitalisierung prägten die intensive Diskussion in den Vortragsräumen. Die wissenschaftliche Vielfalt und der interdisziplinäre Austausch standen im Mittelpunkt der Sessions und zeigten das beeindruckende Innovationspotenzial des Fachgebiets.
Ein weiteres Highlight des ersten Tages war der Vortrag von Dr. Claus Daniel vom Argonne National Laboratory. In seinem Vortrag „Closing the carbon cycle to defossilize difficult-to-electrify segments of our economy“ verdeutlichte er, wie entscheidend es ist, den Kohlenstoffkreislauf zu schließen, um eine nachhaltige Materialversorgung in schwer elektrifizierbaren Bereichen unserer Wirtschaft sicherzustellen – ein Thema von höchster Relevanz im Kontext des Klimawandels.
Ein besonderer Höhepunkt war das Gedenksymposium zu Ehren von Prof. Dr. Günter Petzow, das am Vormittag stattfand. In vier thematischen Blöcken – Pulvermetallurgie, Materialographie, Thermodynamik und Keramik – wurden seine bahnbrechenden Arbeiten gewürdigt. Renommierte Wissenschaftler erinnerten an Professor Petzows Vermächtnis und seine maßgeblichen Beiträge zur Materialwissenschaft, die bis heute nachwirken.
Der erste Tag fand seinen Ausklang in entspannter Atmosphäre beim Posterabend, wo über 200 Poster ausgestellt wurden. Bei kühlen Getränken und Snacks tauschten sich die Teilnehmenden intensiv über die neuesten Forschungsergebnisse aus und knüpften wertvolle Kontakte.
Auf der Congress Party am nächsten Abend wurden die besten Poster prämiert:
Im Topic B: Biomaterials wurde der Preis an K. Kocourková und ihr Team von der Tomas Bata University in Zlín und der University of Bayreuth für ihren Beitrag Morphological Characterization of Polycaprolactone Spherulites in Silk-PCL Mixtures: Implications for 3D Printing of Textured Scaffolds verliehen.
Im Topic C: Characterization ging der Preis an J. Tallon und G. Largiller von der French Atomic Energy and Alternative Energy Commission (CEA), Grenoble, für ihren Beitrag Detailed Phase-Change Characterization and Long-Term Stability Study of HITEC Molten Salt for Thermal Energy Storage.
Im Topic D: Digital Transformation erhielten B. Bayerlein und sein Team von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), dem Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) und dem Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur (FIZ) den Preis für die Arbeit Semantic integration of diverse data in materials science: Assessing Orowan strengthening.
Im Topic F: Functional Materials, Surfaces and Devices ging der Preis an A. Innocenti und sein Team von der University of Cádiz für den Beitrag Field-driven lattice structure grading for lightweight design of water sports equipment produced through additive manufacturing.
Im Topic I: Circular Materials wurde S. Shankar und sein Team vom Max Planck Institute for Sustainable Materials, Düsseldorf, für ihren Beitrag Hydrogen-based direct reduction of multicomponent metal oxide mixtures ausgezeichnet.
Im Topic M: Modelling and Simulation erhielten H.-T. Luu und sein Team von der Technical University of Clausthal den Preis für ihren Beitrag Simulation of shock waves in Fe and Fe-C using molecular dynamics.
Im Topic P: Processing and Synthesis ging der Preis an J. Kunnackath Krishnan vom Indian Institute of Technology Madras, Chennai, für den Beitrag Material Challenges in Additive Manufacturing of Compact-type High-temperature Heat Exchangers Using Nickel-based Superalloy Haynes 282.
Und im Topic S: Structural Materials wurde L. Huber und ihr Team von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Audi AG und LimFox GmbH für ihren Beitrag Effect of various parameters on the formation of intermetallic compounds in the rotary friction welding process of steel and aluminium alloy (TTP LB - HyLight) ausgezeichnet.
Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträgerinnen und Preisträger!
Genderaspekte und technische Kreativität
Am 25. September ging es direkt weiter mit einer weiteren Runde spannender Plenarvorträge. Zunächst präsentierte Prof. Dr. George M. Pharr von der Texas A&M University seine neuesten Forschungsergebnisse zur Nanoindentation in seinem Vortrag „New 'eyes and ears' on the origins of friction from two-axis nanoindentation“. Sein Vortrag eröffnete neue Perspektiven auf die Untersuchung von Reibung auf Nanoebene.
Danach hielt Univ. Prof. Dr. Daniel Kiener von der Montanuniversität Leoben einen eindrucksvollen Vortrag über „Designing nanostructured materials for harsh environments by grain boundary engineering“. Sein Beitrag zeigte, wie wichtig es ist, Materialien für extreme Umgebungen robust und widerstandsfähig zu gestalten.
Der Mittag stand neben weiteren Vorträgen und Poster-Pitch Präsentationen ganz im Zeichen der Gleichstellung: Der Women@DGM Lunch bot eine Plattform, um die wachsende Bedeutung von Genderaspekten in der Materialwissenschaft zu diskutieren. Prof. Gesa Beck präsentierte das CLASCO-Projekt, das zeigt, wie Geschlechterdimensionen in technische Projekte integriert werden können. Diese Veranstaltung bot Raum für Reflexion und wichtige Gespräche, die sicherlich zu weiteren Veränderungen in der Forschungslandschaft führen werden.
Am Nachmittag wurde es kreativ: Die „Bridging Innovations: A Design Challenge for Additive Manufacturing“ brachte Studierende und Promovierende zusammen, die eine Brücke entwerfen mussten, die ausschließlich aus additiv gefertigten Teilen bestand. Die Herausforderung bestand nicht nur darin, eine stabile Konstruktion zu entwickeln, sondern auch das Potenzial der additiven Fertigung voll auszuschöpfen. Am Ende konnten zwei Einreichungen die Jury mit besonders innovativen Lösungen überzeugen: Daniela Masarczyk (Institute of Structural Mechanics, Kassel) und Tizian Arold (Institute of Materials Engineering, Kassel), die den ersten Platz erreichten, sowie Timo Roth (TU Bergakademie Freiberg) auf dem zweiten Platz.
Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt bei der MSE Congress Party, die in der Otto-Bernd-Halle stattfand. Rund 750 Gäste genossen den Abend mit Musik vom DJ-Duo „Two Men Group“. Neben der ausgelassenen Stimmung wurde auch intensiv über Forschung und zukünftige Kooperationen gesprochen – eine perfekte Mischung aus Entspannung und Networking.
Wissenschaftlicher Abschluss und Würdigung großer Errungenschaften
Der letzte Tag des MSE 2024 Congress am 26. September startete mit zwei weiteren herausragenden Plenarvorträgen. Prof. Dr. Fátima Montemor vom Instituto Superior Técnico in Lissabon sprach über „Advanced materials for supercapacitor applications“ und beleuchtete die Fortschritte in der Energiespeicherung, die für die zukünftige Entwicklung nachhaltiger Technologien entscheidend sind.
Im Anschluss folgte Prof. Dr. Eva Olsson von der Chalmers University of Technology in Göteborg mit ihrem Vortrag „Enabling the visualisation of the role of local atomic structure in advanced materials“. Sie präsentierte neue Techniken zur Visualisierung atomarer Strukturen, die für das Verständnis moderner Materialien von entscheidender Bedeutung sind. Abgerundet wurde der Tag bis in den Nachmittag hinein mit weiteren spannenden Vorträgen und Präsentationen zu allen acht Themenbereichen des diesjährigen Kongresses.
Ein Blick hinter die Kulissen – Technische Exkursionen
Freitag, der 27. September, bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, hinter die Kulissen moderner Technologien zu blicken. Eine Exkursion führte die Teilnehmenden ins ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt, wo sie spannende Einblicke in die Weltraumforschung und die Steuerung von Missionen erhielten.
Eine zweite Exkursion führte zum Rechenzentrum NHR4CES in Darmstadt, das den Höchstleistungsrechner Lichtenberg II beherbergt. Diese hochmoderne Maschine ist für nachhaltiges und energieeffizientes Rechnen ausgelegt und spielt eine entscheidende Rolle in der Forschung der TU Darmstadt.
Die Besichtigung des UNESCO-Welterbes Mathildenhöhe rundete den Tag kulturell ab und bot einen Kontrast zu den technischen Einblicken.
Ein Kongress, der in Erinnerung bleibt
Der MSE 2024 Congress war ein voller Erfolg. Mit über 1300 Teilnehmenden, zahlreichen hochkarätigen Vorträgen und einer Vielzahl an Networking-Möglichkeiten bot die Veranstaltung eine umfassende Plattform für den Austausch in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik. Die verschiedenen Programmpunkte, von den Plenarvorträgen bis hin zu den technischen Exkursionen, sorgten dafür, dass die MSE 2024 nicht nur wissenschaftlich, sondern auch persönlich ein bereicherndes Erlebnis war. Ein fotografischer Rückblick in unserer Fotogalerie fängt die besonderen Momente des Kongresses ein. Der Blick in die Zukunft zeigt: Der MatWerk-Bereich bleibt ein zentraler Bereich für Innovationen und internationale Zusammenarbeit.
Die DGM-Geschäftsstelle freut sich schon jetzt auf die Jubiläumsausgabe des MSE-Kongresses vom 22. bis 24. September 2026. Bis dahin freuen wir uns, Sie bei unseren weiteren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.