Liebe DGM-Mitglieder,
vielleicht haben Sie bereits erste Erfahrung mit elektronischen Laborbüchern gesammelt oder mussten sich in disziplinübergreifenden Forschungsvorhaben darüber verständigen, wie eine gemeinsame Datennutzung bzw. ein Datenaustausch über institutionelle Grenzen hinweg erfolgen kann. Bei durch die öffentliche Hand geförderte Forschungsvorhaben, ob durch die DFG, das BMBF oder andere Fördermittelgeber, wird bereits seit geraumer Zeit erwartet, dass man sich zum Umgang mit Forschungsdaten nach den FAIR-Prinzipien verpflichtet. Diese Forderung geht weit über die ehemals gängige Verpflichtung der Datenspeicherung für mindestens 10 Jahre hinaus und erfordert eine individuelle Reflektion der projektspezifischen Möglichkeiten und Bedarfe im Umgang mit Forschungsdaten. Doch was bedeutet das konkret für die Praxis?
Diese Entwicklungen zielen auf eine gemeinsame Vision ab: FAIRe Forschungsdaten – also Findable, Accessible, Interoperable und Reusable. Im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis setzt diesen Anspruch jede bzw. jeder Forschende bereits im individuellen Umgang mit den eigenen Daten um. Wollen mehrere Forschende aber gemeinsam an einem Datensatz bzw. mehreren Datensätzen arbeiten und wollen sie dabei die Möglichkeiten moderner digitaler Infrastrukturen nutzen, muss man sich auf gemeinsame Standards zur Datenstrukturierung, der semantischen Beschreibung, der Nutzung interoperabler Dateiformate und vieles mehr verständigen. Ontologien helfen, Daten zu strukturieren und in nutzbares Wissen zu transformieren. In Kombination mit “Persistent Identifiern" (PID, z.B. DOI), die praktisch die Adressen der Daten enthalten, werden diese Daten auffindbar. Ziel ist es, Forschungsdaten effizient nutzbar und nachhaltig verfügbar zu halten.
Was bringt das unserem Fachgebiet? Der Aufwand für Experimente und Simulationen soll reduziert, deren Ergebnisse effektiver genutzt und die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsgruppen sowie die Nachnutzung von Daten erheblich verbessert werden. Zudem schafft dieses strukturierte Daten-Handling eine ideale Grundlage für die Nutzung künstlicher Intelligenz, um aus bestehenden Daten neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ein neuer Ansatz, der die Art und Weise verändert, wie wir mit Daten umgehen – und sicherlich auch Fragen aufwirft. Wie können wir also gemeinsam vorhandene Erfahrungen optimal nutzen und Vorteile für unsere Wissenschaft ziehen?
Genau diese Fragen treiben das Projekt NFDI-MatWerk an: hier werden praxisnahe Ansätze erarbeitet, die nicht nur konkrete Herausforderungen im Umgang mit Forschungsdaten lösen, indem Infrastrukturen und Services zur Verfügung gestellt werden, sondern insbesondere auch die wissenschaftliche MatWerk-Community unterstützen, auf ihrem jeweiligen Weg zur digitalen Transformation entsprechend der jeweiligen Bedarfe “abzuholen”. Dazu gehören:
- Standardisierte Schemata zur Erfassung und Beschreibung von Versuchsdaten,
- Workflows, die den praktischen Umgang mit Forschungsdaten vereinfachen und automatisieren,
- Softwarelösungen, die bestehende Lücken in der digitalen Infrastruktur schließen.
Das Projekt tritt nun in seinem vierten Jahr in seine entscheidende nächste Phase: Die entwickelten Lösungen sollen breit nutzbar gemacht, Erkenntnisse geteilt und Ihre Erfahrungen einbezogen werden. Dafür wurde ein neues Veranstaltungsformat geschaffen – für alle, die täglich mit MatWerk-Forschungsdaten arbeiten - unabhängig vom individuellen Erfahrungshorizont.
Bringen Sie Ihre Sichtweise ein – mit einem Vortrag oder Poster! Gestalten Sie die digitale Zukunft der Materialwissenschaft aktiv mit!
Wir laden Sie herzlich ein zum MSE Research Data Forum – Digital Solutions for Tomorrow’s Materials Science vom 08. bis 10. Juli 2025 in Siegburg.
Egal, ob Sie als Projektleiter*in, PostDoc, Doktorand*in, Techniker*in oder Student*in aktiv mit Forschungsdaten arbeiten, in der Forschung tätig sind, bei einem Gerätehersteller Messgeräte für Forschungsdaten anbieten oder sich generell für Lösungen im Forschungsdatenmanagement interessieren – dieses Forum bietet Ihnen die Plattform, um das Potenzial von Forschungsdaten optimal zu nutzen. Tauschen Sie sich über elektronische Laborbücher, unsere entwickelten Workflows und Ihre eigenen digitalen Arbeitsweisen aus. Im World Café diskutieren wir gemeinsam die Herausforderungen der praktischen Umsetzung und sammeln neue Impulse für die Zukunft.
Eines ist uns besonders wichtig: Nicht nur Sie sollen von uns lernen – wir möchten auch von Ihnen lernen, was Sie brauchen. Denn nur gemeinsam können wir von einer Digitalisierung der Materialwissenschaft nachhaltig profitieren.
Wir freuen uns auf Sie!
Martina Zimmermann und Chris Eberl
NFDI-MatWerk