“Do you know the future is magnetic?”, sagte vor geraumer Zeit ein skandinavischer Kollege während eines Meetings zu einem europäischen Projekt zu mir. Um den elektrischen Strom zu gewinnen und um ihn zu nutzen, braucht es weich- und hartmagnetische Materialien. Für Generatoren, elektrische Maschinen, Aktuatoren oder auch Sensoren.
Für die Transformation der Wirtschaft hin zu Klimaneutralität sind erneuerbare Energie und Elektromobilität von entscheidender Bedeutung. Die dafür benötigten Permanentmagnete sowie die zugehörige Industrie spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie besitzen eine große Hebelwirkung und entscheiden über Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der Systeme. So nutzen z.B. 95 % aller Elektrofahrzeuge Permanentmagnet-Motoren (1 bis 2 kg/Fahrzeug) und 90 % der Off Shore-Windturbinen (> 500 kg/MW).
Die leistungsfähigsten Permanentmagnete enthalten erhebliche Mengen an Seltenerdmetallen. Laut des European Call for Action wird der Bedarf an Seltenerdmagneten in der EU bis 2030 um > 10 % p.a. steigen. Die wichtigsten erschlossenen Lagerstätten für Seltene Erden befinden sich in China, den USA und Australien. Deutschland ist auf den Import von Seltenerdmetallen zu fairen Welthandelspreisen angewiesen.
Es liegt im strategischen Interesse Deutschlands und Europas, eine leistungsfähige Permanentmagnetindustrie mit unabhängigen resilienten Lieferketten zu haben. Deutschland hat in Bezug auf Forschungslandschaft, Expertise und Produktionserfahrung noch eine vergleichbar gute Position, muss aber rasch einige schwergewichtige strukturelle Nachteile ausgleichen. Es gilt zu verhindern, dass es keine weitere Abwanderung der Produktion und des Wissens gibt, sondern einen Aufbau von Wertschöpfung in Europa.
Um eine höhere technologische Souveränität für Deutschland und Europa, auch im Interesse der militärischen Verteidigung und eine größere Innovationskraft auf diesem wichtigen Themenfeld zu erreichen, wurde der „Expertenkreis Permanentmagnete" gegründet. Dieser deckt die Lieferkette von der Beschaffung der Rohstoffe über die Fertigung von Magneten sowie den Zulieferern bis zu den Anwendern ab. Außerdem sind die wichtigsten einschlägigen Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen eingebunden.
Der Expertenkreis Permanentmagnete ist verortet im Gemeinschaftsausschuss für Pulvermetallurgie, getragen von Fachverband Pulvermetallurgie e.V. (FPM), Verein Deutscher Ingenieure (VDI-GME), Stahlinstitut VDEh, Deutsche Gesellschaft für Materialkunde (DGM) und Deutsche Keramische Gesellschaft (DKG).
Im Kreis von Expertinnen und Experten sollen Maßnahmen identifiziert und diskutiert werden, die es ermöglichen, eine höhere technologische Souveränität für Deutschland und Europa und eine größere Innovationskraft auf dem wichtigen Themenfeld der Permanentmagnete zu erreichen.
Diese Maßnahmen sollen z.B. die inländische Magnet-Industrie stärken durch entsprechende Rahmenbedingungen oder die resiliente Aufstellung der Permanentmagnetproduktion entlang der Wertschöpfungskette. Auch die Kreislaufwirtschaft von Seltenerd-Permanentmagnetensoll gefördert werden. Durch geeignete Förderprogramme soll die Innovationskraft gestärkt und Nachwuchs ausgebildet werden.
Die Permanentmagnete sind ein gutes Beispiel dafür, welche Hebelwirkung Materialien für Systeminnovationen haben.
Wir laden Sie ein, im Expertenkreis Permanentmagnete mitzuarbeiten. Lassen Sie uns gemeinsam die magnetische Zukunft gestalten!
Prof. Dr. Gerhard Schneider und Dr. Markus Schneider