Sichtbarkeit als Schlüssel – warum Forschung und Forschende international lauter werden müssen

Wer spricht für die Forschung? In diesem Editorial geht unsere PR-Managerin Sina Stephan der Frage nach, wie Mut, Unterstützung und bessere Strukturen dazu beitragen können, die Sichtbarkeit von Forschung zu fördern und den MatWerk-Bereich stärker auf die internationale Bühne zu holen.

In meiner Zeit im internationalen Forschungsmarketing, unter anderem in einem Projekt des ehemaligen Bundesministeriums für Bildung und Forschung, habe ich oft erlebt, wie entscheidend internationale Wahrnehmung ist. Exzellente Forschung kann nur dann wirken, wenn sie auch gesehen wird.
Und gesehen wird, wer sich zeigt.

Gerade im Bereich der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ist dieses „Sich-Zeigen“ noch nicht selbstverständlich. Unsere Disziplin liefert zentrale Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit: Wie gestalten wir nachhaltige Materialien? Wie sichern wir die Ressourceneffizienz der Zukunft? Und wie bleibt Deutschland als Innovationsstandort wettbewerbsfähig?

Doch außerhalb der Fachcommunity bleibt der MatWerk-Bereich oft unter dem Radar. Das liegt nicht an mangelnder Relevanz, sondern an mangelnder Sichtbarkeit. Und das betrifft nicht nur Themen, sondern auch die Menschen.

Wer spricht für die Forschung?

Wenn ich auf internationale Konferenzen oder in Medienformate schaue, fällt mir immer wieder auf, dass oft dieselben Gesichter für wissenschaftliche Exzellenz aus Deutschland stehen. Viele andere, die ebenso herausragende Arbeit leisten, bleiben unsichtbar. Manchmal aus Zurückhaltung, manchmal, weil ihnen die Strukturen fehlen, die Sichtbarkeit überhaupt ermöglichen.

Gerade Forscherinnen berichten mir, dass sie sich schwerer tun, ihre Arbeit offensiv zu präsentieren oder öffentlich Position zu beziehen. Das hat weniger mit fehlendem Selbstbewusstsein zu tun, sondern häufig mit einem System, das Sichtbarkeit nicht selbstverständlich macht.

Deshalb brauchen wir beides: Mut und Rahmenbedingungen.
Sichtbarkeit entsteht nicht zufällig, sie braucht Kommunikationstrainings, Mentoring, Wertschätzung und Räume, in denen Forschende gehört werden. Nur so kann das gesamte Spektrum wissenschaftlicher Leistung sichtbar werden, vielfältig, kompetent und glaubwürdig.

Sichtbarkeit im digitalen Raum

Auch auf Plattformen wie LinkedIn zeigt sich dieses Muster. Es sind meist männliche Forschende, die in Gruppen aktiv sind, Beiträge teilen oder Diskussionen führen. Weibliche Stimmen sind seltener sichtbar, obwohl sie genauso viel zu sagen hätten. Ich kenne dieses Spannungsfeld auch aus eigener Erfahrung. Sich selbst sichtbar zu machen, ist nicht immer einfach. Es kostet Überwindung, laut für sich zu sprechen, statt nur für Projekte oder Institutionen. Doch genau diese persönliche Sichtbarkeit ist entscheidend, wenn wir die Wahrnehmung von Forschung langfristig verändern wollen.

Unser Weg nach vorn

In diesem und im kommenden Jahr werden wir in der DGM weiter daran arbeiten, die Sichtbarkeit im MatWerk-Bereich zu stärken, national wie international. Dazu gehören neue Kommunikationsformate, gezieltere Vernetzungen und Projekte, die Forschende, insbesondere auch Forscherinnen, in den Mittelpunkt rücken. Denn Sichtbarkeit entscheidet darüber, ob Forschung als gestaltende Kraft wahrgenommen wird oder nur als Randnotiz. Sie ist der Schlüssel, damit Innovation in der Gesellschaft ankommt.

Mein persönlicher Antrieb

Mich treibt die Überzeugung, dass gute Forschung nicht nur Fakten schafft, sondern Zukunft gestaltet. Und Zukunft entsteht dort, wo Menschen den Mut haben, sichtbar zu werden.

Sichtbarkeit ist kein Selbstzweck. Sie ist ein Akt der Verantwortung gegenüber der eigenen Arbeit, der Wissenschaftsgemeinschaft und unserer Gesellschaft als Ganzes.

Sina Stephan
DGM PR-Managerin

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