Technologischer Lichtblick für die Snowboard-Szene

Neues Snowboard aus Chemnitz ist leichter als vergleichbare Boards und lässt sich weitaus ökologischer herstellen – Professur Textile Technologien nutzt dafür das „Dry Fiber Placement“-Verfahren

Jede Wintersportlerin und jeder Wintersportler kennt es - das Snowboard. Erste "Bretter", mit denen man über Schnee gleiten konnte, gab es bereits um 1900. Aber erst im Jahr 1963 brachten amerikanische Surfer das Gefühl des Wellenreitens auf den Schnee und entwickelten das Ur-Snowboard - den sogenannten Snurfer. Wenige Jahre später wurde das Snowboard für die Wintersportindustrie interessant und seit 1998 ist Snowboarden in mehreren Kategorien als olympische Disziplinen anerkannt. Kein Wunder, dass dies in den vergangenen Jahren immer mehr die Wissenschaft auf den Plan rief – so auch die Technischen Universität Chemnitz. Ihre neueste Innovation stammt aus der Wintersportsaison 2020/2021: Forscherinnen und Forscher der Professur Textile Technologien haben gemeinsam mit der silbaerg GmbH – einer Ausgründung aus dem Institut für Strukturleichtbau der TU Chemnitz – ein sehr leichtes Snowboard entwickelt, das zudem weitaus ökologischer als vergleichbare Boards hergestellt werden kann. Möglich wird dies durch ein neuartiges textiles Faserhalbzeug aus Kohlenstofffasern. Durch die Verwendung des „Dry Fiber Placement“-Verfahrens kann bei der Snowboard-Herstellung der Faserabfall um etwa 60 Prozent reduziert werden. „So lassen sich nicht nur Kosten einsparen, dank der nachhaltigen Fertigung des Boards wird auch sein CO2-Fußabdruck deutlich gesenkt“, sagt Prof. Dr. Holger Cebulla, Inhaber der Professur Textile Technologien.

Erfolgreiche Feuertaufe der Splitboard-Variante

Der erste Prototyp des neuen Boards aus Chemnitz wurde als Splitboard gefertigt. Dabei handelt es sich um ein Snowboard, das – wie der Namen schon erahnen lässt – in zwei Tourenski geteilt werden kann. Man „tourt“ bequem mit den beiden Skiern den Berg hinauf zum Abfahrtspunkt, dort werden die Tourenskier wieder mit wenigen Handgriffen zum Snowboard zusammengebaut. Der Vorteil des Chemnitzer Entwicklung: „Mit einem Gewicht von 2,6 Kilogramm bei einer Länge von 1,59 Meter zählt das Splitboard zu einem der leichtesten in der Branche“, versichert Dr. Jörg Kaufmann, Forschungsbereichsleiter Composites an der Professur Textile Technologien.

Durch das an der Professur Textile Technologien genutzte „Dry Fiber Placement“-Verfahren konnte zu dem die am Institut für Strukturleichtbau der TU Chemnitz vor zehn Jahren entwickelte, weltweit einzigartige A.L.D.-Technologie für das Splitboard nutzbar gemacht werden. A.L.D. steht für „Anisotropic Layer Design“ und meint die speziellen Glas- und Kohlenstofffasern um den Holzkern eines Snowboards. „Dies lässt eine Verformung der Kanten je nach Fahrsituation zu, wodurch sich das Fahrverhalten spürbar verbessert“, sagt Kaufmann.  So erhöhe sich der Kantenhalt, wenn sich die Kante bei einer Kurvenfahrt in den Schnee drückt. „Beim Boardslide, einem Trick, bei dem der Snowboarder mit einer 90-Grad-Drehung auf ein Hindernis springt und darüber rutscht, schafft es die Kante hingegen, sich vom Geländer abzuheben“, fügt Kaufmann hinzu. Dadurch werde deren Abnutzung verhindert und ein Verkanten erschwert.

Die ersten Tests des Splitboards im Erzgebirge und in den Alpen überzeugten auch die Profis. „Auf Grund der Gewichtseinsparung ist das Touren am Berg deutlich leichter und es können Gipfel erklommen werden, die vorher unerreichbar waren“, berichtet Paul Baudach, Chemnitzer TU-Absolvent des Master-Studienganges „Sports Engineering“ und Hochschulmeister im Boardercross und Slopestyle Snowboarding. „Überrascht haben mich die extrem guten Fahreigenschaften sowohl abseits als auch auf der Piste“, so der Spitzensportler. Für ihn stehe fest, dass man mit dem neuen Board auch einen Boardercross gewinnen könne.

„Wir erhoffen uns natürlich, dass sich neben dem Splitboard auch das Dry Fiber Placement-Verfahren bei der Herstellung der Boards und die Nutzung von textilen Faserhalbzeugen aus Kohlenstofffasern in der Sportgerätebranche weiter durchsetzen können und deren Vorteile bei den Kunden ankommen“, so Cebulla.

 

(Quelle: TU Chemnitz)

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