50. DGM-Intensivseminar: Systematische Beurteilung technischer Schadensfälle

Die Veranstaltung vom 11. bis 16. Oktober 2020 steht unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr.-Ing. Michael Pohl, Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Andreas Ibach Westfälische Hochschule.

Fachkollegen der Verbände DGM, DVM, VDEh und VDI arbeiteten in den End-Siebzigern des letzten Jahrhunderts vom vorigen Jahrtausend an dem normativen

Regelwerk „Riss- und Brucherscheinungen bei metallischen Werkstoffen“, das auch heute noch in der dritten Auflage (1983/1997/2012) neben jedem REM liegen sollte. Am Rande kam man auf die Idee, ein Schadensanalyse-Seminar zu veranstalten. So traf man sich am 24. Februar 1981 in der Geschäftsstelle der DGM in Oberursel, weil der Geschäftsführer Dr. Volker Schumacher den Chef der großen Schweizer Bank UBS kennengelernt hatte und dieser ihm erzählte, dass seine Bank in Ermatingen am Bodensee ein kleines Schloss Napoleons zum Fortbildungszentrum ausgebaut hatte und man sich eine Mitnutzung durch Externe vorstellen könne.

Die Inhalte waren schnell zusammengestellt, da an der TU Braunschweig (Lange) und der RWTH Aachen (Pohl) Vorlesungen zu diesem Thema gehalten wurden. Die 34 Stunden einer 2 SWS-Vorlesung füllten schnell eine ganze Seminarwoche. Mit dem Anspruch, den Schadensmechanismen systematisch auf den Grund zu gehen, erhielt es den Titel „Intensivseminar“.

Es wurde mit weitem Horizont geplant. Vom 22. bis 26. März 1982 sollte das erste Seminar stattfinden, aber nur, wenn sich mindestens 15 Teilnehmer melden würden, wie Dr. Schumacher mit Rücksicht auf die Kassenlage der DGM einschränkte. Bei dem – insbesondere aus damaliger Sicht – anspruchsvollen Ambiente war das eine riskante Planung. Meine viel zu späte bange Anfrage bei der Geschäftsstelle, ob genügend Anmeldungen vorlägen, ergab über 100 Interessenten und löste hektische Vorbereitungen aus. Diese Bugwelle hat das Seminar viele Jahre vor sich hergeschoben.

Die großzügige Planung umfasste auch die große Zahl der Referenten, die jeder für ein spezielles Fachgebiet verantwortlich sein sollten. Beim ersten Seminar waren es zehn:

  • Dr. P. H. Efferts, AZT Ismaning
  • Prof. Dr. T. H. Erismann, EMPA Dübendorf (CH)
  • Dr. P. Forchhammer, AZT Ismaning
  • Dr. J. Hickling, Kraftwerk-Union Erlangen
  • Dipl.-Ing. H. Huppmann, Allianz Versicherung München
  • Prof. Dr. G. Lange, TU Braunschweig
  • Prof. Dr. H. Müller, Universität Karlsruhe
  • Prof. Dr. D. Munz, Universität Karlsruhe
  • Prof. Dr. M. Pohl, RWTH Aachen
  • Dr. H.-J. Schüller, AZT Ismaning

Beim dritten Seminar kamen vier Referenten der EMPA hinzu:

  • Dr. V. Esslinger
  • Dr. R. Kieselbach
  • Dipl.-Ing. U. Morf
  • Dipl.-Phys. W. Muster

Im Laufe der Jahre schieden Referenten aus, neue kamen hinzu:

  • (1987) Dr. M. Roth, EMPA Dübendorf (CH)
  • (1989) Dr. D. Steinmetz, AZT Ismaning
  • (1990) Priv. Doz. Dr. C. Matteck, Universität Karlsruhe
  • (1900) Dipl.-Ing. R. Koller, EMPA Dübendorf
  • (2009) Prof. Dr. A. Ibach, FH Gelsenkirchen
  • (2009) Dipl.-Ing. J. Wolff, Volkswagen Wolfsburg
  • (2013) Dr. C. Klinger, BAM Berlin
  • (2016) Dr. med. T. Lüthi, EMPA Dübendorf
  • (2020) M. Sc. Jürgensen, Euro-Labor Bochum

Weder die Referenten, noch die Inhalte des Seminars sind statisch. Einige Teilnehmer haben ein zweites und einer sogar ein drittes Mal mit weiterem Erkenntnisgewinn teilgenommen. Seit 1983 gibt es ein Buch zum Seminar, das von ursprünglich 403 auf 548 Seiten in der 6. Auflage angewachsen ist. Das Vorwort von Günter Lange zur ersten Auflage hat nichts an Aktualität verloren und zeigt den kontinuierlichen Bedarf zum Gedankenaustausch auf diesem Gebiet:

Verstöße gegen grundlegende Regeln für den Einsatz metallischer Werkstoffe verursachen einen erheblichen Teil der technischen Schadensfälle. Seltener versagen Bauteile infolge eines komplexen Zusammenwirkens unvorhersehbarer Einflüsse. Auch Werkstofffehler führen –entgegen einer weitverbreiteten Ansicht– nur vereinzelt zur Funktionsunfähigkeit von Maschinen, Anlagen oder Konstruktionselementen.

Um die Grenzen bei der Verwendung von Metallen und Legierungen zu verstehen und ggf. modifizieren zu können, müssen die werkstoffkundlichen Vorgänge bekannt sein, die bei Überbeanspruchung und Zerstörung eines Materials ablaufen. Diese Kenntnisse über den Werkstoff sind gleichermaßen für den Konstrukteur wie für den Bearbeiter von Schadenfällen wichtig. Einerseits kann dadurch die Zahl der auftretenden Schäden von vornherein begrenzt werden, andererseits schließen die umfassende Aufklärung und die gezielte Rückwirkung auf Konstruktion, Werkstoffwahl, Fertigung, Prüfung und Beanspruchungs- bedingungen weitere Fälle ähnlicher Art weitgehend aus.

Das Schwergewicht dieses Buches liegt auf der Erläuterung werkstoffkundlicher Zusammenhänge. Nach einer Einführung in die Methodik der Schadensanalyse und in die verschiedenen Untersuchungsverfahren werden die Bildungsmechanismen der einzelnen Brucharten sowie die Zerstörungsvorgänge bei Korrosion und Verschleiß in Abhängigkeit vom Werkstoff- und vom Beanspruchungszustand dargestellt. Die makroskopischen und die mikroskopischen Erkennungsmerkmale werden aus den Mechanismen abgeleitet. Spezielle Kapitel sind der Bruchmechanik und den Schäden an Schweißnähten gewidmet. Beispiele sollen den Lehrstoff veranschaulichen und den direkten Bezug zur Praxis herstellen.

Je eleganter ein Schadensfall gelöst wird, umso selbstverständlicher erscheint der Lösungsansatz. Häufig sind Schadensfälle aber zunächst irritierend und erschließen sich keineswegs von selbst. Um das zu erfahren, wurde das Lösen von Schadensfällen in Gruppen eingeführt. Das weckt großes Engagement und fasziniert durch beeindruckende Geistesblitze.

Das 50. Seminar in Ermatingen wird das 52. der Reihe sein, da wir den „11. September 2001“ in Heerlen/Maastricht (NL) verbrachten und 2005 am Kloster Maria-Lach waren.

Die Teilnehmer der früheren Seminare können gern versuchen, sich auf den nachfolgenden Gruppenfotos wiederzuerkennen, die Sie im Anhang finden, soweit noch vorhanden. Wer bisher noch nicht dabei war, mag zählen, wie viele Fachkolleginnen und -kollegen schadensanalytisch eine kleine Nasenlänge Vorsprung haben.

Ich freue mich auf den Gedankenaustausch mit Ihnen und sehe dem nächsten Schadensfall mit großer Spannung entgegen.

Michael Pohl, Bochum

Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne unter fortbildung@dgm.de zur Verfügung.

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie regelmäßig Informationen zum Thema Materialwissenschaft und Werkstofftechnik!

Nach der Anmeldung erhalten Sie von uns eine E-Mail mit einem Bestätigungslink.
Erst mit Anklicken dieses Links ist Ihre Anmeldung abgeschlossen.

Vernetzen Sie sich mit uns