von Prof. Dr. Christoph Leyens
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Fachkolleginnen und Fachkollegen,
wie schreibt man eine Laudatio über einen hochgeschätzten Fachkollegen und langjährigen persönlichen Mentor, wenn man weiß, dass der Laureat selbst in seiner Bescheidenheit die eigene Person niemals in den Vordergrund gestellt hat? Ist es ihm vielleicht sogar unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen? Ich hoffe nicht, denn es gibt keinen Grund dazu - im Gegenteil, die Auszeichnung „DGM-Pionier“ hat sich der Laureat mehr als verdient.
Der erfolgreiche Forscher Dr. Manfred Peters zeigt mit seinem ungebrochenen Engagement um die Weiterbildung einmal mehr, wie wichtig ihm seit jeher die Wissensvermittlung ist. In seiner aktiven Zeit als Wissenschaftler und Führungskraft beim DLR hat der Laureat eine Vielzahl von jungen Menschen – egal ob wissenschaftlich oder technisch fokussiert – in ihrer fachlichen Entwicklung begleitet und mit ihnen seine Lebenserfahrungen geteilt, die für die Persönlichkeitsentwicklung unschätzbar wertvoll sind. Als einem seiner Schüler bleibt mir seine Führungsmaxime unvergessen: fördern und fordern. “Die wichtigste Aufgabe einer Führungskraft besteht darin, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu entwickeln, Ihre Talente zu erkennen, sie in ihren Stärken zu fördern und bei der Abmilderung ihrer Schwächen zu unterstützen. Gleichzeitig aber ist es wichtig, angemessen zu fordern, nicht zu überfordern sondern herauszufordern.” Mit einem Augenzwinkern fügte er dann noch hinzu: „Mit einem guten Team hat man als Führungskraft selbst am wenigsten zu tun!” Wie wahr! Fachlicher Erfolg eines Teams beruht auf der Expertise jedes Einzelnen, aber eben auch auf dem Zusammenwirken Aller. Und die herausfordernde Aufgabe der Führungskraft besteht darin, alles zu orchestrieren. Darin hat es der Feingeist und Liebhaber klassischer Musik Dr. Manfred Peters zur Meisterschaft gebracht. Und wenn es einmal nicht so lief wie gewünscht, hatte er eine andere Weisheit parat, die sich tief in meinem Bewusstsein verankert hat: „Sachprobleme sind in mehr als 90% aller Fälle eigentlich Personalprobleme!”Auch dieses kann ich nach mehr als zwei Jahrzehnten eigener Führungserfahrung vollumfänglich bestätigen, und aus meiner heutigen Sicht würde ich sogar behaupten, dass mit den richtigen Menschen am richtigen Platz eigentlich alle Sachprobleme, die nicht gegen die Naturgesetze verstoßen, gelöst werden können.
Aber als Mitarbeiterin und Mitarbeiter des Laureaten konnte man noch viel mehr lernen. Zum Beispiel, wie wichtig der Aufbau und die Pflege eines Netzwerks in der Wissenschaft ist. So ermutigte Herr Dr. Peters seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich auf Tagungen, Workshops und Kongressen der Fachwelt zu exponieren, um ihnen die Möglichkeit zu geben sich dort zu etablieren. Immer unterstützend und sich selbst nie in den Vordergrund drängend, fördernd und gleichzeitig fordernd. Und als es einmal spitze Bemerkungen eines Teammitglieds zur Reisetätigkeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an attraktive weltweite Konferenzorte gab, wurde dieser Kollege kurzerhand auch zu einer Konferenz geschickt, mit der Maßgabe, dort selbst einen Vortrag zu halten – auf Englisch versteht sich. Unnötig zu erwähnen, dass der Kollege “geläutert” von seiner Dienstreise zurückkam.
Getreu dem Motto, dass in der Wissenschaft nicht existiert, was nicht veröffentlicht wurde, hat Herr Dr. Peters seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder zur Publikation ihrer Forschungsergebnisse ermuntert und war durch eigene umfangreiche Publikationstätigkeit nicht nur ein Vorbild, sondern auch ein hervorragender Berater und Diskussionspartner. Dabei hat er die Manuskripte immer kritisch und mit sehr großer Sorgfalt gelesen, fachliche Ungereimtheiten, Rechtschreibfehler oder falsch gesetzte Kommata entgingen seinem wachsamen Blick nicht. Auch hierbei ging seine Botschaft weit über die Korrektur eines Textes hinaus: Wissenschaft lebt von Sorgfalt, Exaktheit und Diskurs. Ohne viele Worte und Belehrungen hat der Laureat diese fundamentale Erkenntnis einfach vorgelebt.
In unnachahmlicher Art und Weise hat Dr. Manfred Peters Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in ihrer Entwicklung begleitet und inspiriert. Er selbst war dabei mit dem für sich Erreichten zufrieden und erfreute sich stets am Erfolg seiner „Schützlinge” und mit Ihnen zusammen. Stellvertrend für uns alle darf ich heute voller Dankbarkeit sagen, dass mich seine Impulse gerade in den Anfängen der beruflichen Laufbahn mein gesamtes Berufsleben hinweg getragen haben und weiter tragen werden. Dafür, dass der Laureat auch in mir das „Titanfeuer” entfacht hat, bin ich ihm besonders dankbar.
Dr. Manfred Peters hat nach dem Studium des Allgemeinen Maschinenbaus an der Ruhruniversität Bochum dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Mit seiner Dissertation „Einfluss von Gefüge und Textur auf die mechanischen Eigenschaften der Legierung Ti-6Al-4V“hat er den Grundstein für seine wissenschaftliche Karriere gelegt: Es gibt in Deutschland und international wohl niemanden, der bei dem Werkstoff Titan nicht auch auf den Namen Manfred Peters gestoßen ist. Dazu aber später mehr. Nach seiner Promotion zog es den Laureaten als PostDoc an die Carnegie-Mellon University nach Pittsburgh, von dort aus zurückgekehrt forschte er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Werkstoff-Forschung bei der Vorläuferorganisation des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln. Seit 1988 leitete er dort die Abteilung „Leichtmetalle und Hochtemperatur-Schutzschichten” und war von 1997 bis 2007 stellvertretender Institutsleiter. Fachlich hat sich Herr Dr. Peters unter anderem mit Aluminiumlegierungen und Wärmedämmschichten beschäftigt, aber die Titanlegierungen lagen ihm schon immer ganz besonders am Herzen. Seiner eigenen Begeisterung für diese speziellen Werkstoffe ist es wohl zu verdanken, dass er das von der DGM veranstaltete Fortbildungsseminar “Titan- und Titanlegierungen” zu einer festen Größe und – mehr noch – zu einer der erfolgreichsten Fortbildungsveranstaltungen der DGM etablieren konnte. Jahr für Jahr informieren sich die überwiegend aus der Wirtschaft stammenden Teilnehmenden über die verschiedenen Facetten von Titanlegierungen: von den Grundlagen, über die Fertigungsverfahren bis hin zu den Anwendungen. Auch viele Jahre nach dem Eintritt in den Ruhestand wird der Laureat nicht müde „sein” Fortbildungsseminar mit großem Erfolg durchzuführen und den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einerseits die werkstoffwissenschaftlichen Grundlagen näher zu bringen und andererseits einen fundierten Einblick in die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des wahrhaft einzigartigen Werkstoffs Titan und seiner Legierungen zu geben.
Die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e.V. kann sich glücklich schätzen, mit Herrn Dr. Manfred Peters in vielfacher Hinsicht einen Pionier als langjähriges, aktives Mitglied in seinen Reihen zu wissen und aufgrund seiner Verdienste für die DGM auszuzeichen: als Forscher und als Lehrer, als Fachkollege und als Persönlichkeit. Sein Engagement und die nachhaltige Wirkung seines Handelns sind für die DGM von unschätzbarem Wert.
Lieber Herr Dr. Peters, ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zur ehrenvollen Auszeichnung „DGM-Pionier“.
Ihr
Prof. Dr.-Ing. Christoph Leyens
Dresden, im Juli 2022
DGM-Tag 2022
26.09.2022 in Darmstadt und online
DGM-Tag 2022
26.09.2022 in Darmstadt und online
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