Laudatio für Dr.-Ing. Anja Weidner
DGM-Pionier 2024

von Prof. Dr. Martina Zimmermann

Frau PD Dr.-Ing. habil Anja Weidner erhält mit dem DGM-Pionier 2024 eine Auszeichnung für ihre unermüdlichen Aktivitäten zur Verknüpfung grundlegender wissenschaftlicher Methoden der in situ Charakterisierung mit der Anwendung dieser Methoden zur Aufklärung praktischer Fragestellungen der Werkstofftechnik. Dabei trägt sie wesentlich zu einem Austausch von Wissen zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen im In- und Ausland bei.

 

Anja Weidner ist eine vielseitig interessierte und äußerst talentierte Wissenschaftlerin, die auf dem Gebiet der mikrostrukturell basierten Erklärung von mechanischen Werkstoffeigenschaften tätig ist. Dabei arbeitet sie äußerst kreativ auf so unterschiedlichen Gebieten wie der Ermüdung, der Plastizität metallischer Werkstoffe und der Hochtemperatur-Werkstoffe. Als zentrales Werkzeug setzt sie oft die Rasterelektronenmikroskopie ein, die sie insbesondere auch für in situ-Untersuchungen verwendet. Dabei steht die Abbildung von lokalen Verformungs- und Schädigungsprozessen unter Nutzung von Verformungsmodulen im REM im Zentrum. Durch ihre grundlagenorientierten Arbeiten hat sie die Techniken der in situ-Charakterisierung von Verformungs- und Schädigungsprozessen weiterentwickelt und dieses Wissen im Rahmen von Kooperationen, Tagungen, Fortbildungen und Arbeitskreissitzungen mit Ingenieuren aus Wissenschaft und Industrie geteilt. Gerade im Arbeitskreis „In situ Verformung im Rasterelektronenmikroskop“ des Gemeinschaftsausschusses Rasterelektronenmikroskopie der DGM und des DVM verknüpft Frau Weidner die grundlagenorientierten Forschungsarbeiten mit gerätetechnischen Weiterentwicklungen und trägt so zur Verbreitung und Weiterentwicklung der in situ Charakterisierung von Verformungs- und Schädigungsprozessen im Rasterelektronenmikroskop bei.

Nach dem Studium der Metallkunde und der 1998 auf dem Gebiet der Röntgenbeugungsanalyse abgeschlossenen Promotion an der TU Bergakademie Freiberg ging sie an die TU Dresden und forschte zur Ermüdung von Rein-Nickel. 2009 wechselte sie zurück an die TU Bergakademie Freiberg, wo sie bald als Projektleiterin im Sonderforschungsbereich 799 mitwirkte. Zudem wurde sie auch Leiterin vieler weiterer Projekte in kooperativen Verbundvorhaben der DFG wie auch in Projekten des Normalverfahrens. In den beiden Sonderforschungsbereichen 799 und 920 war sie zudem Mitglied des Vorstands. Sie übernahm am Institut für Werkstofftechnik die Leitung des Bereiches Rasterelektronenmikroskopie, Lehraufgaben in deutsch- und englischsprachigen Studiengängen und die Arbeitsgruppenleitung „Lokale Verformung und Schädigung“.

In ihrer 2019 abgeschlossenen und im Springer-Verlag veröffentlichten Habilitationsarbeit „Deformation Processes in TRIP/TWIP Steels“ stellte Frau Weidner aktuelle Entwicklungen und eigene Ergebnisse auf drei Teilgebieten der Werkstoffcharakterisierung dar, mit denen lokalisierte Phänomene der Plastizität und der Schädigung bei quasistatischer und bei zyklischer Verformung erforscht werden. Im Einzelnen handelt es sich um die Methoden der digitalen Bildkorrelation, der Thermographie und der akustischen Emission, die mit in situ-Verformungsversuchen kombiniert wurden. Anja Weidner erweiterte dabei mit ihrer Arbeit den Stand der Forschung ganz wesentlich. 

Durch die Kombination von lateral und temporal hoch aufgelösten analytischen Methoden (REM, akustische Emission, digitale Bildkorrelation, Nanoindentation, Thermographie, Mikrotomographie) konnte Anja Weidner eine Vielzahl von Phänomenen der Verformung und Schädigung aufklären. Neben Nickel-Einkristallen, metastabilen austenitischen Stählen mit TRIP- und TWIP-Effekt und Metallmatrix-Verbundwerkstoffen untersucht sie heute auch mit großer Freude Formgedächtnis-Legierungen und Hochtemperaturwerkstoffe. Ihre Verdienste für die Werkstoffprüfung wurden bereits durch den 2020 verliehenen Galileo-Preis gewürdigt.

 

Ihr bisheriger wissenschaftlicher Output weist sie als überaus kreative und international beachtete Autorin aus. So hat sie laut Scopus etwa 150 Publikationen veröffentlicht, von denen ca. 100 in den vergangenen 10 Jahren erschienen sind. Viele der Arbeiten, darunter auch sehr beachtete Review-Artikel, hat sie als Erst-Autorin selbst geschrieben. Frau Weidner hat den DGM/DVM-Arbeitskreis „In situ-Verformung im Rasterelektronen­mikroskop“ aufgebaut, den sie seit etwa 10 Jahren erfolgreich leitet. Im Rahmen dieses Arbeitskreises verknüpft sie wissenschaftliche Grundlagenforschung mit Geräteher­stellern, woraus auch bereits erfolgreiche Geräteneuentwicklungen hervorgegangen sind.

Die DGM zeichnet mit Anja Weidner eine Wissenschaftlerin mit viel Herz und Begeisterung aus, die sich stets für die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik einsetzt und ihre wissenschaftliche Heimat seit vielen Jahren in der DGM hat. Sie stellt ein ideales Vorbild für den Weg einer Nachwuchswissenschaftlerin hin zu einer themenprägenden national wie international anerkannten Expertin dar, deren Gestaltungswillen sich nicht zuletzt in ihrem steten Engagement in der DGM-Gemeinschaft widerspiegelt.

DGM-Tag 2024
23.09.2024 Darmstadt und online

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie regelmäßig Informationen zum Thema Materialwissenschaft und Werkstofftechnik!

Nach der Anmeldung erhalten Sie von uns eine E-Mail mit einem Bestätigungslink.
Erst mit Anklicken dieses Links ist Ihre Anmeldung abgeschlossen.

Vernetzen Sie sich mit uns