Laudatio für Dr.-Ing. Alexander Kauffmann
Masing-Gedächtnispreis 2024

von Prof. Dr. Jens Freudenberger

Es gibt Momente in der Wissenschaft, in denen ein Forscher hervorsticht, nicht nur aufgrund seiner exzellenten Kenntnisse, sondern aufgrund seiner tiefgreifenden Einblicke und seiner starken Persönlichkeit. Herr Dr.-Ing. Alexander Kauffmann wird mit dem Masing-Gedächtnispreis der DGM ausgezeichnet, weil er sich der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik mit einer Leidenschaft und Hingabe verschrieben hat, die ihresgleichen sucht. Seine Expertise auf dem Gebiet der physikalischen Metallkunde ist nicht nur umfangreich, sondern auch ungemein tiefgreifend. Sein Interesse an der offenen Diskussion zeichnet ihn als einen besonders motivierten und engagierten Wissenschaftler aus. Darüber hinaus beeindruckt Dr. Kauffmann mit seiner Fähigkeit, komplexe Probleme zu durchdringen und aus diesem Verständnis die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und seiner Gabe, sich in die tiefsten Nuancen metallphysikalischer Rätsel zu vertiefen und gleichzeitig den Blick für die größere Bedeutung nicht zu verlieren. 

Alexander Kauffmann studierte an der Technischen Universität Dresden Werkstoffwissenschaft und schloss dieses »mit Auszeichnung« ab. In nur drei weiteren Jahren beendete Alexander Kauffmann seine Promotion ebenso erfolgreich mit dem bestmöglichen Prädikat »summa cum laude«. Im Rahmen seiner Dissertation arbeitete er an grundlegenden Fragestellungen zum Umformverhalten und der hierdurch hervorgerufenen Änderung des Gefüges von Kupferbasislegierungen. Nach Abschluss seiner Promotion wechselte Alexander Kauffmann im August 2014 an das Karlsruhe Institut für Technologie, Institut für angewandte Materialien – Werkstoffkunde (IAM-WK). Dabei blieb er dem Schwerpunkt seiner Arbeiten im Bereich der physikalischen Metallkunde treu und konnte aufgrund seiner bis dato gezeigten wissenschaftlichen Leistung ein 2-jähriges Postdoktorandenstipendium der Carl-Zeiss-Stiftung gewinnen, mit dem er sein Spektrum an metallischen Legierungen auf die Entwicklung von aktuell stark beforschten äquimolaren Legierungen (engl. High Entropy Alloys, HEA) erweitern konnte. Gleichzeitig wandte er sich den Intermetallischen Phasen zu, wobei er in beiden Werkstoffsystemen den Fokus auf konstruktive Anwendungen bei hohen Temperaturen legt. Dieses Thema spielt bis heute die zentrale Rolle in seiner wissenschaftlichen Arbeit. Im Juli 2016 wurde Herr Dr.-Ing. Alexander Kauffmann zum Leiter der Abteilung 'Physikalische Metallkunde' am IAM-WK bestellt. Im Rahmen seiner Tätigkeit gelang es Herrn Kauffmann in kurzer Zeit durch die erfolgreiche Einwerbung öffentlich geförderter Projekte eine junge, dynamische und überaus erfolgreiche Arbeitsgruppe zu installieren. 

Im Kontext des hier verliehenen Masing-Preises sind insbesondere seine Forschungsergebnisse im Bereich der Hoch-Entropie Legierungen sowie Hochtemperaturlegierungen „Beyond Nickelbase Superalloys“ hervorzuheben. Beide beruhen auf Refraktärmetall (RM) basierten Verbindungen, wobei vorzugsweise die Elemente Tantal, Niob, Molybdän, Chrom und Titan zur Anwendung gelangen. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die Entwicklung einer RM-basierten Cr-Si-Mo-Legierung, die nicht nur die Problematik der katastrophalen Oxidation (engl. „pesting“ genannt) der allermeisten Refraktärmetalle und ihrer Legierungen vermeidet, sondern darüber hinaus bei Raumtemperatur auch duktil ist. Weiterhin legte Alexander Kauffmann die Grundlage für eine RM-basierte Hochentropielegierung, die die in der Anwendung überaus erfolgreiche γ-γ’ -Mikrostruktur der Nickelbasissuperlegierungen auf kubisch raumzentrierte Legierungen mit darin eingebetteten B2-geordneten nanoskaligen Ausscheidungen in hohen Volumenanteilen überträgt. Diese auf fundierten materialphysikalischen Grundlagen basierenden Arbeiten sind nicht nur herausragend und in der Forschergemeinde viel beachtet, sondern auch von unmittelbarer Anwendungsnähe geprägt, da beide oben genannten Legierungssysteme einen Durchbruch in der Anwendung bei Verbrennungsprozessen bei Temperaturen jenseits der Einsatzgebiete von Nickelbasissuperlegierungen ermöglichen könnten.

Es gibt wenige Menschen, die nicht nur durch ihre exzellente Forschung, sondern auch durch ihre mitreißende Persönlichkeit eine derartige Wirkung erzeugen. Herr Dr.-Ing. Alexander Kauffmann ist zweifellos ein solcher Ausnahmemensch, der die physikalische Metallkunde bereichert und an vielen Stellen tiefe Eindrücke hinterlässt. Seine weltoffene Art, sein Engagement für den Wissenstransfer und seine Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, sind ein Geschenk für die wissenschaftliche Gemeinde. Mit der Auszeichnung von Herrn Dr.-Ing. Alexander Kauffmann mit dem Masing-Gedächtnispreis 2024 ehrt die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde einen sehr talentierten Wissenschaftler, der bereits wichtige Beiträge zur anwendungsnahen Werkstoffwissenschaft geleistet hat und den diese Stimulation motivieren wird, auch weiterhin mit großem Engagement tätig zu sein. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass die DGM mit Alexander Kauffmann einen über das heutige Maß hinausgehend sichtbaren Botschafter ihrer Kernthemen gewonnen hat, der mit seiner Leidenschaft, seinen Erkenntnissen und seinem Engagement auch in Zukunft eine Inspiration für uns in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik sein wird.

 

DGM-Tag 2024
23.09.2024 Darmstadt und online

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie regelmäßig Informationen zum Thema Materialwissenschaft und Werkstofftechnik!

Nach der Anmeldung erhalten Sie von uns eine E-Mail mit einem Bestätigungslink.
Erst mit Anklicken dieses Links ist Ihre Anmeldung abgeschlossen.

Vernetzen Sie sich mit uns