von Prof. Dr. Michael Pohl
Professor Dr.-Ing. Angelo Fernando Padilha, Escola Polytéchnica da Universidade de São Paulo, Departement de Engenharia Metalurgica e de Materiais ist ein herausragender Metallkundler Südamerikas und der Initiator einer brasilianisch-deutschen Kooperation, in die seit 1989 rund 100 akademische Materialwissenschaftler beider Länder und ihrer Fachgesellschaften ABM und DGM einbezogen waren. Zahlreiche Fachkolleginnen und -kollegen sind dankbar, dass dieser Rahmen ihnen Gelegenheit für Werkstoffentwicklungen und Bauteilverbesserungen geboten hat, womit zahlreiche Karrieren begründet und gefördert wurden.
Der junge Fernando entwickelte schon früh ein Interesse an der Mikrostruktur der Werkstoffe und den Forschern, die dazu wesentliche Erkenntnisse beigetragen haben. Auf dem Lande, nahe Novo Horizonte im Bundesstaat São Paulo am 30. August 1951 geboren und aufgewachsen, studierte er an der Universidade Federal São Carlos mit dem Bachelorabschluss 1974 in Materials Engineering.
1977 erwarb er den Master in Metallurgical Engineering an der Universidade São Paulo mit einer Arbeit über den Zusammenhang zwischen Erholung und Rekristallisation in ausscheidungshärtenden Aluminiumlegierungen der 3000-Gruppe. Das dafür erforderliche Literaturstudium vertiefte sein Interesse an den metallkundlichen Vorgängen und den Forschern, die diese Zusammenhänge entdeckt und weiterentwickelt hatten, darunter viele deutsche Materialwissenschaftler. Hieraus erwuchs der Wunsch nach einer Promotion in Deutschland. Die damals sehr relevanten Fragen zur kerntechnischen Sicherheit und den dafür langzeitstabilen Werkstoffen boten den Rahmen für eine Doktorandenstelle 1978 – 1981 bei Professor Thümmler am Kernforschungszentrum Karlsruhe zum Thema „Ausscheidungsverhalten des titanstabilisierten austenitischen rostfreien 15%Cr–, 15%Ni-1,2%Mo-Stahls“. Es schloss sich 1982 eine Post-Doc-Stelle am MPI für Metallforschung, Stuttgart an. Nach fünf Jahren Dozententätigkeit an der USP erwarb Fernando ein Habilitationsstipendium, das ihm die Möglichkeit bot, am Institut für Werkstoffe der Ruhr-Universität Bochum die Forschungen durchzuführen für seine Habilitationsschrift „Influência do nióbio na microestructura e nas propriedades da austenita inoxidável Fe-Cr-Ni / Einfluss von Niob auf die Mikrostruktur und Eigenschaften von Fe-Cr-Ni Austeniten“. Das Habilitationsverfahren wurde 1989 an der USP abgeschlossen und Prof. Padilha wurde 1993 in das Direktorium der Engenharia Metallúrgica e de Materiais aufgenommen.
Neben einem Forschungsjahr an der University of Wales Swansea (GB) 1998 war er jährlich – manchmal auch mehrmals – an der RUB zum Forschen und Lehren, für die Betreuung gemeinsamer Doktoranden, zur Arbeit an gemeinsamen Veröffentlichungen und als Motor der brasilianisch-deutschen Kooperation auf dem Gebiet der Materialkunde.
Besondere Highlights waren:
Forschung und Lehre haben bei Fernando Padilha stets mit dem metallkundlichen Zusammenhang zwischen den Werkstoffgefügen und den daraus resultierenden Gebrauchseigenschaften zu tun. Der besondere Fokus lag stets bei den Cr- und Cr-Ni-Stählen. So war es konsequent, dass er sich intensiv mit den seit 1989 erstmals großtechnisch eingesetzten Duplex-Stählen befasste, die große Probleme zeigten, als sie in den hydroabrasiv und korrosiv hoch anspruchsvollen Rauchgasentschwefelungsanlagen eingesetzt wurden. Daraus sind zahlreiche Veröffentlichungen entstanden, mit denen wertvolle Beiträge zur Klärung der Ausscheidungskinetik geleistet wurden, die mit den für das Eigenschaftsprofil dieser Stahlgruppe erforderlich hohen Gehalten an Legierungselementen verbunden ist.
Wenn man alle Veröffentlichungen als Bücher, als Buchbeiträge, in Zeitschriften und Tagungsbänden zusammenzählt, ergibt sich ein Oeuvre von rund 400 Veröffentlichungen. Für Detailinformationen sei auf die Publikationsliste verwiesen.
Ein so erfülltes Forscherleben ist mit zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen verbunden. Zwei möchte ich herausheben:
Mit seinem derart erfolgreichen Oeuvre wurde er 2012 in die Akademie der Wissenschaften des Staates São Paulo ACIESP berufen und er wurde 2011 - 2015 Präsident der Nationalen Kommission für Kernenergie CNEN.
Mit Professor Angelo Fernando Padilha zeichnet die DGM einen international ausgewiesenen Forscher, einen inspirierenden Kollegen und einen fordernden, wie fördernden Lehrer aus, der zwischen Brasilien und Deutschland und in diesen Ländern viel bewegt hat.
DGM-Tag 2023
07.09.2023 in Frankfurt und online
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