Laudatio für Prof. Dr. Frank Mücklich
Heyn-Denkmünze 2023

von Prof. Dr. Günter Petzow

Es ist mir eine große Freude die Laudatio für von Herrn Prof. Dr.-Ing. Frank Mücklich anlässlich der Verleihung der Heyn-Denkmünze zu verfassen. 

Als Prof. Dr.-Ing. Frank Mücklich 1990 als wissenschaftlicher Mitarbeiter ans Max-Planck-Institut für Metallforschung kam, war noch nicht zu erwarten, welchen enormen Stellenwert er einmal für unseren Fachbereich und insbesondere auch für unsere Fachgesellschaft, die DGM, haben wird.

Seine wissenschaftliche Reputation ist über jeden Zweifel erhaben – das wurde in Ansätzen bereits als Gruppenleiter der Abteilung „Materialcharakterisierung und Mikrostrukturdesign“ am MPI in Stuttgart deutlich. So verwunderte es niemanden, dass er bereits im Alter von 35 Jahren zwei Rufe auf Universitätsprofessuren erhielt. Seit jeher ist er Pionier, Wegbereiter und Vorausdenker, insbesondere in den komplexen Themen der Gefügeforschung auf der Mikro-, Nano- und atomaren Skala, und in den letzten 20 Jahren in beeindruckender Weise auch in der völlig neuartigen Oberflächenfunktionalisierung durch Laserinterferenz. 

Der bundesweit sichtbare Startschuss seiner Karriere fiel 1995 mit dem Georg-Masing-Gedächtnispreis. Es war der Auftakt einer außergewöhnlichen wissenschaftlichen Karriere. So wurde er 1997, als erster Materialforscher überhaupt, mit dem hochdotierten Alfried-Krupp-Förderpreis ausgezeichnet. Neben weiteren Auszeichnungen der DGM (Werner Köster Preis 2007 und 2010, Roland Mitsche Preis 2008) sind es insbesondere die internationalen Auszeichnungen, die den herausragenden Wissenschaftler Frank Mücklich neben seinen Publikationen und Patenten (>490 peer reviewed, 11 Patente, 12 Buchkapitel, 1 Fachbuch, h-Index h=56) als internationalen Spitzenforscher weltweit bekannt gemacht haben. Die schiere Auflistung an Ehren, die ihm in den letzten Jahrzehnten zuteil wurden, spricht für sich: Unter ihnen finden sich Innovationspreise (Berthold Leibinger Preis für Laserinnovation 2016, Deutscher Kupferpreis 2013) sowie Transferpreise (Löhnpreis der Steinbeis-Stiftung 2012 und 2019). Sein enormes Ansehen für bahnrechende Beiträge der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik spiegelt sich andererseits in internationalen Auszeichnungen wie dem Henry Clifton Sorby Award 2016, dem Honda Initiation Grant 2010, dem Morton Antler Memorial Lecture 2009 sowie den Alpha Sigma Mu Distinguished Life Member award 2010 und schließlich der Aufnahme als Fellow (FASM) der American Society for Materials (ASM) 2018 wider.

In der Lehre ist er ebenfalls mit Begeisterung und großer Leidenschaft aktiv – einige seiner Mitarbeiter begleiten ihn an seinem Institut bereits seit ihrem zweiten Fachsemester, da er durch seine beliebte Grundlagenvorlesung der Physikalischen Metallkunde stets die schlausten Köpfe früh für die Arbeit am Lehrstuhl begeistern und motivieren kann. Als Lehrstuhlinhaber begleitete er 50 Promovierende erfolgreich – darunter finden sich neben großartigen industriellen Karrieren inzwischen auch 5 Professoren. Aber auch um die Materialwissenschaftler und Werkstofftechniker der Zukunft kümmert er sich mit großer Hingabe und überzeugte jüngst beispielsweise im Rahmen der Kinderuni als „Bodenpersonal“ seines Absolventen und heutigen Astronauten Matthias Maurer, 800 Schüler von der herausragenden Bedeutung der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik. 

Dass es nicht nur um wissenschaftliche Exzellenz geht, sondern auch um Weitsicht, Vision und Ausdauer weiß Frank Mücklich sehr genau. Dem Transfer von den Grundlagen in die werkstofftechnische Praxis maß er stets einen hohen Stellenwert bei. Mit Gründung des Material Engineering Center Saarlands 2009 hat er in mehr als 100 erfolgreichen internationalen Firmenkooperationen den Nachweis erbracht, stets auch in Kategorien der akademischen Wertschöpfungskette bis zum Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die technische und industrielle Anwendung zu denken. Seine Beharrlichkeit und sein unbedingter Wille, Dinge zu Ende zu bringen zeigt sich konsequenterweise in der SurFunction GmbH, die er mit Wegbegleitern 2020 als Mitgründer und Gesellschafter ins Leben rief. Die zugrundeliegende Technologie der Laserinterferenz-Strukturierung verfolgte Frank Mücklich bereits seit 1999 und brachte sie gegen jeden Widerstand soweit, dass sie nicht nur die Marktreife erlangte, sondern heute mit der erfolgreichen Interferenz von Nano-, Piko- und sogar Femtosekundenlasern auch als idealtypisches Beispiel einer disruptiven und nachhaltigen Generation von neuartigen Oberflächen mit bioinspirierten Funktionalitäten angesehen wird.

Diese Aktivitäten und Auszeichnungen spiegeln jedoch nur einen Bruchteil dessen wider, was den Menschen Frank Mücklich ausmacht. Dank seiner außergewöhnlichen Menschenkenntnis findet man auf seinem bisherigen Weg nicht nur ehemalige Schüler und Wegbegleiter, sondern in erster Linie Partner und Freunde – sein Teamgeist und sein feines Gespür für das Zwischenmenschliche öffnen ihm, aber insbesondere auch seinen Schützlingen immer wieder neue Türen, die er stets auch bereit war zu durchschreiten. 

Wie wichtig der nationale aber auch internationale wissenschaftliche Nachwuchs ist, erkannte Frank Mücklich ebenfalls sehr früh, in dem er 2008 die Europäischen Schule für Materialforschung (EUSMAT) gründete. Dank inzwischen über 16 Millionen Euro eingeworbener EU-Gelder für Stipendien – vom Bachelor über den Master bis zur Promotion – finden die besten Talente der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik aus aller Welt den Weg in diese internationale Schule und deren lebenslanges Netzwerk. Auch das zugrundeliegende mehrsprachige Konzept (englisch-deutsch-spanisch-französisch) ist inzwischen Blaupause und vielzitiertes Erfolgsbeispiel gelebter und gelungener internationaler Integration – ein Thema, das in unserer heutigen Zeit aktueller denn je erscheint. 

Sein Altruismus und sein unerschöpflicher Einsatz für die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik zeigt sich in den vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten Frank Mücklichs. Für die Universität des Saarlandes durch Aufbau und Leitung der Universitätsgesellschaft des Saarlandes fördert und fordert er den Dialog zwischen lokaler Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und konnte so ein wunderbares, lebendiges Netzwerk aufbauen. Neben seinem Engagement als erstes europäisches Mitglied der International Metallographic Society im Board of Directors, in dem er sich sehr für den deutsch-amerikanischen Austausch einsetzte und damit unter anderem die erste deutsch-amerikanische Metallographietagung mitinitiierte, sind es die vielfältigen Funktionen in seiner Karriere wie beispielsweise bei der DFG (Fachkollegiat), der Alexander von Humboldt-Stiftung (Auswahlgremium), der Stiftung der deutschen Wirtschaft, die ihn nun in eine sehr zentrale Rolle führte: seit 2022 als Sprecher der Akademie der Technikwissenschaften acatch für das Themennetzwerk Materialwisenschaft und Werkstofftechnik. Bereits in seiner ersten acatech-Themenumfrage gelang es ihm, unseren Fachbereich mit dem Schwerpunkt „Kreislauffähige Werkstoffsysteme für Resilienz und technologische Souveränität“ auf Platz zwei der gesamten, alle Fächer überstreichenden Themenliste zu katapultieren und somit die Sichtbarkeit unseres Faches auch in der Politik drastisch zu erhöhen. Es gibt viele weitere Beispiele, die zeigen, wie Frank Mücklich in die Offensive geht und drängende Themen proaktiv mitgestaltet. Beispielhaft sei dazu noch auf seine Rolle im Rahmen der Digitalisierung der Nationalen Dateninfrastruktur Initiative (NFDI MatWerk) verwiesen oder die jüngste Gründung des Netzwerks CIRKLA (UniGR Center for Circular Economy of Materials &Metals) der Großregion, für das Frank Mücklich in dem deutsch-französisch-luxemburgisch-belgischen Konsortium als Sprecher für den Innovationsbereich Materials & Product Design agiert. 

Die Kommunikation und der Dialog ist für Frank Mücklich von ganz besonderer Bedeutung. Mit Freude blicke ich jeden Monat auf die Zeitschrift „Practical Metallography/Praktische Metallographie“, die ich ihm vertrauensvoll vor einigen Jahren übergab und die perfekt den Austausch zwischen wissenschaftlichen und auch angewandten Beiträgen zur Gefügeforschung, Präparation, Abbildungstechnik und quantitativer Auswertung widerspiegelt und inzwischen auch weltweit gegenüber aller Konkurrenz immer weiter an Sichtbarkeit gewinnt. 

Außerdem ist er aktiv in renommierten Editorial Boards wie beispielsweise Nature Scientific Reports. Und es gelingt ihm auch, sehr erfolgreiche Konferenzen zu gestalten und die Teilnehmenden mit durchdachten Programmen und Keynotes zu begeistern, beispielsweise tat er das als zweimaliger Conference Chair der MSE, der EUROMAT bis hin zur Metallographie-Tagung.

Durch seinen beherzten Einsatz für die DGM auch in kritischen Zeiten hat sich Frank Mücklich besondere und bleibende Verdienste erworben. So stellte er sich als DGM-Präsident an die Spitze einer Bewegung für eine transparente, zukunftsfähige und gesunde Fachgesellschaft. Seinem Einsatz und seiner Konsequenz ist es wesentlich mitzuverdanken, dass die DGM nun wieder uneingeschränkt als verlässlicher und kompetenter Partner für Wissenschaft und Wirtschaft gesehen wird. 

Frank Mücklich verdient aus meiner Sicht die höchste Auszeichnung der DGM, da er neben bahnbrechender Forschung und exzellenten Entwicklungen auch noch die vollständige Wertschöpfungskette – von herausragender Grundlagenforschung über den Transfer bis in die industrielle und wirtschaftliche Umsetzung - vorantreibt. Frank Mücklich arbeitet visionär und als aktiver Gestalter an den Schlüsselthemen unserer Zeit. Dabei ist sein ehrenamtlicher und persönlicher Einsatz als Dozent, Experte, Mentor, Partner und Freund beispielhaft und stellt daher aus meiner Sicht den idealtypischen Träger der Heyn-Denkmünze dar.

DGM-Interview mit Prof.-Dr. Ing. Frank Mücklich

DGM-Tag 2023
07.09.2023 in Frankfurt und online

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