von Prof. Dr. Ulrich Krupp
Herr Dr.-Ing Christian Haase hat sich nach Abschluss eines Maschinenbau-Studiums an der Otto von Guericke-Universität Magdeburg im Jahr 2011 mit enormer Zielstrebigkeit der grundlegenden Aufklärung von Prozess-Struktur-Eigenschaftsbeziehungen in metallischen Werkstoffen verschrieben. Folgerichtig führte ihn die Promotion an das Institut für Metallkunde und Metallphysik der RWTH Aachen (Prof. Molodov und Prof. Gottstein) die er 2015 mit Auszeichnung abschloss. Es gelang ihm, das Thema der Dissertation Microstructure and Texture Evolution during Deformation and Annealing of High-Mn TWIP/TRIP Steels in seinem weiteren Karriereschritt am Institut für Eisenhüttenkunde der RWTH Aachen erfolgreich weiter zu entwickeln. Dort verantwortet er seit 2016 die Arbeitsgebiete Integrative Werkstoffsimulation (Integrative Computational Materials Engineering, ICME) und Additive Fertigung und betreut heute als Kompetenzfeldleiter und Akademischer Oberrat die wissenschaftliche Arbeit von annähernd 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Herr Dr. Haase hat die Additive Fertigung nicht nur am Institut für Eisenhüttenkunde etabliert; die konsequente Einbeziehung innovativer ICME-Methoden in das zielgerichtete Materialdesign für lasergestütze Pulverbettaufbauverfahren erregte schon nach kurzer Zeit internationale Aufmerksamkeit, die sich in zahlreichen Artikeln in Top-Journals widerspiegelt. So greift er die Stapelfehlerenergie als Design-Parameter für das besondere Verfestigungsverhalten (TRIP/TWIP-Effekt) von Hochmanganstählen auf, deren Legierungszusammensetzung mit Hilfe der computergestützten Thermodynamik angepasst werden kann (strain-hardening engineering). Die additive Herstellung von Probekörpern und die skalenübergreifende Identifikation der Mikrostruktur-Eigenschaftsbeziehungen bis in den atomaren Maßstab (Atomsondentomographie) zeigen eine verblüffende Übereinstimmung mit den ICME-Vorhersagen, was für die Entwicklung zunehmend komplexerer Werkstoffe unter Einbeziehung generativer Fertigungsmethoden einen bedeutenden Meilenstein von großem wissenschaftlichen, als auch technologischen Wert darstellt.
In diesem Kontext war Herr Dr. Haase maßgeblich an der Einrichtung des fachgebietsübergreifenden Forschungszentrums für digitale photonische Produktion (RCDPP) und dem Exzellenz-Cluster Internet of Production an der RWTH Aachen beteiligt. Die erfolgreiche Einwerbung einer Forschergruppe im sehr kompetitiven BMBF-Nachwuchswettbewerb NanoMatFutur (ca. 2 Mio. €) ermöglicht der weiteren simulationsgestützten Entwicklung von Hochleistungswerkstoffen für die additive Fertigung ein breites theoretisches und experimentelles Fundament. Durch die Ansiedelung dieser Nachwuchsgruppe an der Schnittstelle zwischen der Fakultät für Maschinenwesen und der Fakultät Geowissenschaften und Materialtechnik ist eine maßgebliche Erweiterung des Anwendungsspektrums der additiven Fertigung für die industrielle Praxis auf Basis werkstoffphysikalischer Grundlagenforschung gewährleistet. Ende 2022 hat der Europäische Forschungsrat (ERC) Herrn Dr. Haase einen Starting Grant mit einer Förderung von ca. 1,5 Mio € zugesprochen. Sein Projekt Heterogenius4D wird Hochdurchsatzexperimente mit Methoden der integrativen Werkstoffsimulation und des maschinellen Lernens verknüpfen um chemische und strukturelle Heterogenitäten gezielt für das Design zukünftiger Werkstoffe einzusetzen.
Ich bin davon überzeugt, dass der große wissenschaftliche Erfolg auf Herrn Dr. Haases ausgeprägtes Führungs- und Integrationsgeschick zurückzuführen ist. Der ruhige Umgang verknüpft mit entschlossenem agilen Handeln und großer Weitsicht zu verknüpfen, begeistern seine Mitarbeitenden und Studierenden in gleichem Maße wie seine Projektpartner und motivieren dazu, in koordinierter Weise übergeordnete wissenschaftlichen Ziele zu erreichen. Er versteht es aktuelle Grundlagenforschung leicht verständlich sowohl in seine eigene Vorlesung Werkstoffe für die additive Fertigung einzubauen als auch in die industrielle Gemeinschaftsforschung einzubringen.
Im Vorstand des Studientags Materialwissenschaft und Werkstofftechnik StMW, im Nachwuchsausschuss der DGM und im Jungen Kolleg der Akademie der Wissenschaften und der Künste NRW engagiert sich Herr Dr. Haase in erheblichem Maße für die Fortentwicklung unseres Fachgebiets. Als äußerst vielseitiger, hoch kompetenter Wissenschaftler gelingt es ihm junge Menschen für neue Forschungsthemen zu inspirieren und zu begeistern. Er wird auch in Zukunft verantwortungsvolle Aufgaben in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik übernehmen und verdient in jeglicher Hinsicht die hohe Auszeichnung durch den Masing-Gedächtnispreis 2023.
DGM-Interview mit Dr.-Ing. Christian Haase
DGM-Tag 2023
07.09.2023 in Frankfurt und online
DGM-Tag 2023
07.09.2023 in Frankfurt und online
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