DGM-Ehrenmitgliedschaft 2020

Im Jahr 2020 wurden mit der „Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde e.V.“ die beiden folgenden Personen ausgezeichnet, die sich in materieller oder ideeller Hinsicht um die Gesellschaft besonders verdient gemacht haben:


DGM-Ehrenmitgliedschaft 2020

Laudatio für Gundula Jeschke

von Prof. Dr. Andreas Neidel

Laudatio für Gundula Jeschke anlässlich der Verleihung der DGM-Ehrenmitgliedschaft 2020

Meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Fachkolleginnen und -kollegen!

Die Lebensarbeitsleistung unserer geschätzten Kollegin Gundula Jeschke, der scheidenden Abteilungsleiterin der Metallographie-Ausbildung im Lette-Verein Berlin, haben wir kurz vor ihrem Ruhestand mit einer Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde gewürdigt.

Als die Laureatin sich auf der Homepage die Liste der vor ihr mit dieser Würdigung Geehrten anschaute, so verriet sie mir, erfüllte sie das mit einiger Ehrfurcht, ist dies doch eine beeindruckende Reihe bekannter Persönlichkeiten, alles Professoren und Doktoren, wie sie sich ausdrückte. "Was habe ich als kleine Metallographin in diesem erlauchten Kreise zu suchen?", so fragte sie sich. Bei näherem Hinsehen jedoch fiel auf, dass ihrer verehrten Mentorin und Vorgängerin im Amt, von der sie damals ihr metallographisches Handwerk erlernte, vor genau 40 Jahren dieselbe Ehrung zuteilwurde, nämlich Charlotte Wachau im Jahre 1980. Aber auch Karin Dieser wurde 1996 zum DGM-Ehrenmitglied ernannt. Karin Dieser leitete unseren Fachausschuss Metallographie, wie er damals noch hieß, sechs Jahre lang und mit Karin Dieser kreuzten sich die beruflichen Wege Gundula Jeschkes am Anfang ihrer Berufslaufbahn kurz bei der Firma Hoechst. Wenn es den Inbegriff der Metallographin gibt, dann wurde und wird er von Fachfrauen wie Charlotte Wachau, Karin Dieser und Gundula Jeschke verkörpert. Mit Gundula Jeschke wird nun zum dritten Male eine Metallographin zum DGM-Ehrenmitglied ernannt.

Nach jenem beruflichen Intermezzo bei der Fa. Hoechst ging Gundula Jeschke 1977 an ihre Ausbildungsstätte, den Lette-Verein Berlin, zurück, wo sie als Fachlehrerin startete und schließlich 2008 zur Abteilungsleiterin Metallographie und Physikalische Werkstoffanalyse aufstieg.

Warum ist die Geehrte ein würdiges Ehrenmitglied unserer Fachgesellschaft? Dass sie sich den Belangen der Berufsausbildung immer in besonderer Weise verpflichtet fühlte, liegt ihrer exponierten Stellung in einem der Zentren der metallographischen Ausbildung wegen auf der Hand. Ihr Engagement ging aber über das normale berufliche Maß weit hinaus. Immer hat sie für hohe Anerkennung der Absolventen der metallographischen Berufsausbildungen am Lette-Verein Berlin und am Technischen Berufskolleg in Solingen in Industrie und Wissenschaft gestritten. Unermüdlich setzte sie sich dafür ein, dass möglichst alle ihrer Schützlinge gute Praktikumsplätze und später berufliche Einstiegspositionen erhielten. Den Arbeitskreis Ausbildung im Fachausschuss Materialographie der DGM hat sie viele Jahre geleitet, ebenso den regionalen "Metallographen-Treff" in Berlin und Brandenburg. Immer war sie eine vehemente Kritikerin der Politik mancher Firmen, das, was früher die Metallographinnen im Labor erledigten, von weniger oder fachfremd qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erledigen zu lassen, nur um das Personalbudget zu entlasten. Gundula Jeschke und ihr Lehrerkollegium haben ihren Schülerinnen und Schülern immer vermitteln können, dass man stolz darauf sein darf, eine Ausbildung zum "Technischen Assistenten für Metallographie und Physikalische Werkstoffprüfung" am Lette-Verein Berlin erfolgreich absolviert zu haben. Besonders verärgert war die heute Geehrte über die Versuche der Gleichstellung ihrer Schützlinge mit Personen, denen nach Kurzweiterbildungen mal eben der Titel "Metallograph" verliehen wurde. Das ist in der Tat eine beklagenswerte Entwicklung des letzten Jahrzehnts.

Bei allem Stolz auf die gewerbliche metallographische Ausbildung hat es Gundula Jeschke nie versäumt, die besten ihrer Absolventen zu ermutigen, die erfolgreiche Berufsausbildung durch einen geeigneten akademischen Studiengang zu ergänzen, z.B. an der Hochschule Aalen, wo man unser Fach erfreulicherweise seit einigen Jahren auf akademischem Niveau studieren kann. Mögen wir nie vergessen, was für einen weltweit einmaligen Schatz wir mit diesen verschiedenen materialographischen Ausbildungsgängen in Deutschland haben. Das ist auch ein Verdienst von Gundula Jeschke. Ihre herausragenden Leistungen in unserer Fachgesellschaft wurden 2015 mit dem Metallographiepreis des Fachausschusses Materialographie der DGM ausgezeichnet.

Eine Laudatio ist eine Lobrede. Das höchste Lob, das ich als Laudator der Laureatin spenden kann ist dies: Meine beiden mit Abstand besten Mitarbeiter wurden von niemand anderem ausgebildet als von ihr und ihrem Lehrerkollegium! Liebe Gundula Jeschke, ich gratuliere herzlich zur DGM-Ehrenmitgliedschaft!


DGM-Ehrenmitgliedschaft 2020

Laudatio für Prof. Dr. Bernd Kieback

von Prof. Dr.-Ing. Christoph Leyens

Laudatio für Herrn Prof. Dr. Bernd Kieback anlässlich der DGM-Ehrenmitgliedschaft

In Würdigung seiner herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Pulvermetallurgie und in dankbarer Würdigung seines aktiven Wirkens für unsere Gesellschaft hat die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e.V. Herrn Kollegen Prof. Dr. Bernd Kieback die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Mit Prof. Bernd Kieback wird eine der Kernfiguren der Pulvermetallurgie in Dresden, Sachsen, Deutschland und weit darüber hinaus geehrt. Unter Prof. Kieback hat das Fraunhofer IFAM Dresden gemeinsam mit dem Institut für Werkstoffwissenschaft an der Technischen Universität Dresden die langjährige Tradition der Pulvermetallurgie in Sachsen erfolgreich fortgeführt und weiter ausgebaut. In seiner Professur für Pulvermetallurgie, Sinter- und Verbundwerkstoffe sowie für mehrere Jahre als Direktor des Instituts für Werkstoffwissenschaft der TU Dresden engagierte sich Prof. Kieback intensiv für die Qualität der Lehre und die Motivation von Generationen von Studenten für seine Herzensthemen.

In seinen Funktionen schaffte und schafft Prof. Kieback eine optimale Symbiose zwischen pulvermetallurgischer Forschung und dem Brückenschlag zu deren anwendungsnaher Umsetzung für die Industrie am Fraunhofer IFAM. Eine in Deutschland einmalige Verbindung zwischen Grundlagenforschung und Anwendung. Das Fraunhofer IFAM Dresden mit seinen ca. 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dabei eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland.

Aber damit nicht genug. Prof. Kieback engagiert sich in den verschiedenen pulvermetallurgischen Expertenkreisen und hat dadurch die gemeinschaftliche Forschung und die generelle Wahrnehmung der Pulvermetallurgie international entscheidend befördert. So war er beispielsweise langjähriger Vorsitzender des Gemeinschaftsausschusses Pulvermetallurgie und damit Leiter der renommierten Hagener Symposien für Pulvermetallurgie. Durch sein Engagement als Mitglied der DGM konnte u.a. das DGM-Regionalforum Dresden 2011 unter seiner Koordination ins Leben gerufen werden. Traditionell wird die DGM-Fortbildung Pulvermetallurgie am Fraunhofer IFAM Dresden ausgerichtet. Seit 2018 bietet das Institut zusätzlich die DGM-Fortbildung Hochtemperaturwerkstoffe an. 

Auch initiierte Prof. Kieback ein umfangreiches Programm eigener Veranstaltungen mit Konferenzen, Seminaren, Workshops und Kolloquien, um die pulvermetallurgische Community an den Standort Dresden zu ziehen und die Bedeutung des Standortes zu stärken. So holte er auch eine Reihe von internationalen Tagungen und Veranstaltungen nach Dresden, z. B. die PM Summer School sowie PM Life-Fortbildung der European Powder Metallurgy Association EPMA, die Sintering 2014 und die APNFM 2008.

In seiner Laufbahn veröffentlichte Prof. Kieback über 330 Publikationen und war an mehr als 70 Patentanmeldungen und Patenten beteiligt. Seine herausragenden Leistungen in der Pulvermetallurgie wurden u.a. mit dem Skaupy-Preis 2010 gewürdigt. Außerdem erhielt er 2015 die William Johnson International Gold Medal als Anerkennung seiner Leistungen in der Materialforschung sowie in der Lehre. Derartige Ehrungen hat er stets als Ansporn für neue Taten und Themen gesehen. Wie er selbst einmal gesagt hat: „In Zukunft werden Werkstoffe in noch stärkerem Maße die Weiterentwicklung der Technik bestimmen. Die Verfahren der Pulvermetallurgie bieten hier einzigartige Möglichkeiten, Sinter- und Verbundwerkstoffe mit maßgeschneiderten Eigenschaften und Eigenschaftskombinationen zu generieren.“

Die DGM ehrt mit Prof. Bernd Kieback eine Forscherpersönlichkeit, die ihre außergewöhnlich gute Vernetzung zu Wissenschaftlern, Fachverbänden, Instituten, Organisationen und Wirtschaftsvertretern als aktives Mitglied der DGM auch in ihren Dienst gestellt hat. So bringt die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Prof. Bernd Kieback die Anerkennung einer erfolgreichen Karriere und die Würdigung seines überaus aktiven Wirkens für unsere Gesellschaft nachdrücklich zum
Ausdruck.

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