von Prof. Dr. Thorsten Halle
Die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde (DGM) zeichnet Frau Dr.-Ing. Hanka Becker für ihre wegweisenden Beiträge zur Entwicklung und Charakterisierung moderner Aluminiumlegierungen unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, Recycling und Prozessstrukturbeziehungen mit dem Georg-Sachs-Preis 2025 aus.
Frau Dr. Becker steht exemplarisch für eine neue Generation von Werkstoffwissenschaftlerinnen, die wissenschaftliche Tiefe mit gesellschaftlicher Relevanz vereinen. Sie hat mit ihren Arbeiten einen essenziellen Beitrag zur Weiterentwicklung von Aluminiumlegierungen geleistet – insbesondere durch ihre umfassende Untersuchung des Einflusses von Begleitelementen auf Mikrostruktur und mechanische Eigenschaften. Dabei gelingt es ihr, komplexe mikrostrukturelle Mechanismen zu entschlüsseln und in konkrete Gestaltungsvorschläge für industrielle Legierungssysteme zu überführen. Ihre Forschung zeichnet sich durch hohe methodische Sorgfalt, analytische Präzision und eine bemerkenswerte Weitsicht in Bezug auf künftige technologische und ökologische Anforderungen aus.
Ein wissenschaftliches Kernanliegen von Frau Becker ist das Verständnis der Wechselwirkung zwischen Verunreinigungen, insbesondere Eisen und Kupfer, und der Phasenbildung in recycelten Aluminiumlegierungen. Gerade im Zuge der zunehmenden Bedeutung von Recyclingstrategien in der metallverarbeitenden Industrie sind diese Erkenntnisse hochrelevant: Während konventionelle Systeme in der Regel auf Primärmaterial basieren, zeigen ihre Arbeiten eindrucksvoll, dass durch intelligentes Legierungs- und Prozessdesign auch mit Sekundäraluminium herausragende Eigenschaften erzielt werden können. Frau Dr. Becker hat hierfür neuartige Ansätze zur gezielten Steuerung der intermetallischen Phase in Abhängigkeit vom Erstarrungsverlauf entwickelt, unterstützt durch hochauflösende Elektronenmikroskopie, Synchrotronanalytik sowie thermophysikalische Modellierung.
Darüber hinaus stellt ihr Wirken im Sonderforschungsbereich 920 zur Metallschmelzefiltration an der TU Bergakademie Freiberg ein besonders gelungenes Beispiel für interdisziplinäre und anwendungsnahe Grundlagenforschung dar. Als Leiterin der Arbeitsgruppe „Metallschmelze/Einschlüsse, Filterwerkstoff, Grenzflächendesign“ koordinierte sie nicht nur die wissenschaftlichen Inhalte und Methodiken, sondern trug maßgeblich zum Austausch zwischen experimentellen und simulationsgestützten Teilprojekten bei. Sie setzte neue Impulse für die gezielte Gestaltung von Filterwerkstoffen und deren Grenzflächen, wodurch sich das Verständnis über die Wechselwirkungen zwischen Einschlüssen, Schmelze und Filterstruktur erheblich vertiefen ließ.
Ihre Erfahrungen aus internationalen Aufenthalten an der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) und der Technical University of Denmark (DTU) schlagen sich nicht nur in ihrer weltoffenen Forschungsauffassung nieder, sondern auch in ihrer Rolle als Mentorin und Dozentin. Sie engagiert sich in der akademischen Lehre auf allen Ebenen und bringt sich aktiv in die hochschuldidaktische Weiterentwicklung ein – unter anderem durch eigene Kursformate zu Elektronenbeugung und Strukturaufklärung. Zudem ist sie Mitgründerin und stellvertretende Leiterin des DGM-Arbeitskreises „Begleitelemente im Aluminium“, der eine zentrale Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie darstellt. Hier gelingt es ihr, die Brücke zwischen Grundlagenforschung und praxisrelevanter Werkstoffentwicklung zu schlagen – etwa bei der Diskussion über Rückführungskonzepte, Prozessstabilität oder die kritische Bewertung von Ausschussmaterialien im Recyclingstrom.
Ihre wissenschaftliche Exzellenz wird auch durch zahlreiche Auszeichnungen dokumentiert: Für ihre Promotion erhielt sie den renommierten Bernhard-von-Cotta-Preis für die beste Dissertation ihres Abschlussjahrgangs, und bereits ihr Diplom wurde mit der Georgius-Agricola-Medaille als bester Abschluss der Fakultät gewürdigt. Mit ihren aktuellen Publikationen in hochrangigen Fachzeitschriften setzt sie Maßstäbe in der Aluminiumforschung.
Frau Dr. Hanka Becker verbindet tiefes wissenschaftliches Verständnis mit kreativer Neugier und einem ausgeprägten Verantwortungsgefühl gegenüber Umwelt und Gesellschaft. Ihre Arbeiten stehen sinnbildlich für eine moderne Werkstoffforschung, die nicht nur technische Probleme löst, sondern die Herausforderungen unserer Zeit erkennt und adressiert.
Die DGM ehrt mit Frau Dr. Becker eine herausragende junge Wissenschaftlerin, deren Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger, leistungsfähiger und zukunftsfähiger Aluminiumlegierungen das Potential hat, langfristig die Richtung in Forschung und Anwendung zu prägen.
DGM-Tag 2025
22.-23.10.2025 Chemnitz und online
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