von Prof. Dr.-Ing. Hans Jürgen Maier
Mit Herrn Dr.-Ing. Sebastian Herbst zeichnet die DGM einen besonders begabten jungen Wissenschaftler mit dem Georg-Sachs-Preis 2022 aus, der sich auf herausragende Weise um den Wissens- und Technologietransfer aus der Forschung in die industrielle Anwendung verdient macht.
Einen Forschungsfokus von Herrn Dr. Herbst bildet die Wärmebehandlung von metallischen Werkstoffen, zu deren Weiterentwicklung er bereits in einem frühen Stadium seiner wissenschaftlichen Laufbahn entscheidend beitragen konnte. Im Rahmen seines Promotionsvorhabens, das er im Jahr 2018 mit einer preisgekrönten und „mit Auszeichnung“ bewerteten Dissertation zum Thema „Inverse Prozessauslegung der prozessintegrierten Wärmebehandlung von Großschmiedebauteilen mittels Luft-Wasser-Spraykühlung“ abschloss, entwickelte und validierte er ein Instrument zur zuverlässigen Vorhersage der Korngrößenentwicklung sowie der Temperatur-Zeit-Verläufe in großen Schmiedebauteilen.
Wie schon seine Dissertation verknüpft auch das weitere wissenschaftliche Werk von Herrn Dr. Herbst in beeindruckender Art und Weise anspruchsvolle Grundlagenforschung mit hoher Anwendungsrelevanz. Deutlich wird dies u. a. in seinen Arbeiten an hybriden Leichtbaustrukturen, bei denen er hochauflösende Analysemethoden verwendet, um die Vorgänge an den Grenzflächen von Aluminium-Stahlverbunden beschreiben zu können. Es ist Herrn Dr. Herbst hiermit gelungen, Wärmebehandlungskonzepte zu entwickeln, die völlig neue Prozessketten zur Realisierung hochbeanspruchbarer Leichtbaukomponenten ermöglichen. Das eigens erarbeitete, tiefe Verständnis der die Grenzflächeneigenschaften dominierenden Mechanismen konnte er in aktuellen Arbeiten auch nutzen, um ein Verfahren zu entwickeln, mit dem sich der notwendige kritische Umformgrad beim Walzplattieren drastisch reduzieren lässt. Motiviert durch die ihm eigene wissenschaftliche Neugier erschließt sich Herr Dr. Herbst zudem fortlaufend weitere aktuelle Forschungsfelder, wie beispielsweise die Entwicklung neuer Formgedächtnislegierungen. Hier ist es ihm unter Nutzung seiner Erfahrungen im Bereich der Wärmebehandlung, der Umformung und der Phasenumwandlung eindrucksvoll gelungen, eine neuartige Prozesskette zur Herstellung von NiFeGa-Formgedächtnislegierungen zu entwickeln. Wie so oft überzeugt auch hier der von Herrn Dr. Herbst entwickelte Lösungsansatz sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus anwendungsorientierter Sicht.
Den engen Kontakt zu Partnern aus der Industrie, der Herrn Dr. Herbst ein besonderes Anliegen ist, pflegt er u. a. im Rahmen von Transferprojekten und bilateralen Forschungsvorhaben. Seine sehr erfolgreiche langjährige Zusammenarbeit mit Industriepartnern resultierte beispielsweise in der Entwicklung einer automatisierten Sprühkühlung von Schmiedeteilen (ZIM-Projekt) oder der lebensdauergerechten Prozessauslegung von blechmassivumgeformten Bauteilen (DFG-Transferprojekt). Wie diese Beispiele eindrucksvoll untermauern, trägt Herr Dr. Herbst mit seiner wissenschaftlichen Arbeit maßgeblich zu deutlichen Verbesserungen von Produktionsprozessen in der Praxis bei.
In den Jahren seit seiner Promotion hat sich Herr Dr. Herbst sehr erfolgreich als Wissenschaftler etabliert. So konnte er bereits zahlreiche Forschungsprojekte einwerben, die er teils eigenverantwortlich leitet, und war zudem maßgeblich an der Vorbereitung des SFB 1368 „Sauerstofffreie Produktion“ beteiligt, dessen Geschäftsführung er seit Beginn des Jahres 2020 innehat. Seine hervorragende Publikationsleistung auf dem Gebiet der prozessintegrierten Wärmebehandlung hat dazu geführt, dass Herr Dr. Herbst inzwischen auch Gutachtertätigkeiten für hochrangige internationale Fachzeitschriften übernommen hat.
Neben seiner großen fachlichen Kompetenz zeichnet sich Herr Dr. Herbst auch durch seine menschlich sehr reife Persönlichkeit aus. Er hat sich in den vergangenen Jahren als Führungskraft profiliert und übernimmt sowohl als Leiter des Bereichs Technologie der Werkstoffe als auch in der Position des Geschäftsführers des Sonderforschungsbereichs 1368 auf vielfältige Weise Verantwortung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso wie für die aktive Gestaltung der Forschungslandschaft am Institut.
Ich schätze Herrn Dr. Herbst als hoch integren, hervorragend qualifizierten und außergewöhnlich engagierten Wissenschaftler, der stets die Praxisrelevanz seiner Forschungsarbeit im Blick hat. Die DGM hat mit ihm einen besonders würdigen Empfänger des Georg-Sachs-Preises ausgewählt.
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