von Prof. Dr. Mathias Göken
Herr Privatdozent Dr.-Ing. Benoit Merle hat sein Studium der Werkstoffwissenschaft und Mechanik an der Ecole Centrale de Lyon in Frankreich mit Auszeichnung abgeschlossen. Anschließend ist er nach Deutschland gekommen und hat zunächst als Projektingenieur bei Siemens in Erlangen gearbeitet, bevor er eine Promotionsarbeit am Lehrstuhl für Allgemeine Werkstoffeigenschaften bei Prof. M. Göken aufgenommen hat. Die Promotion hat er im Jahre 2013 mit Auszeichnung abgeschlossen und hat seitdem seine Forschungstätigkeit am Lehrstuhl für Allgemeine Werkstoffeigenschaften der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (FAU) weiterentwickelt und als wissenschaftlicher Assistent (akademischer Rat) zunehmend eigenständig fortgesetzt. Von August-Oktober 2018 war Herr Merle zu einem gut dreimonatigen Forschungsaufenthalt an der Texas A&M University, um dort zusammen mit Prof. George Pharr (einem der Pioniere im Bereich der Nanomechanik) gemeinsame Forschungsarbeiten voranzubringen. Im Juli 2019 hat er sich an der FAU habilitiert.
Das Forschungsgebiet von Herrn Merle umfasst insbesondere die mechanischen Eigenschaften nanostrukturierter Werkstoffe, dünner Filme und Beschichtungen und die Anwendung bzw. Weiterentwicklung nanomechanischer Charakterisierungsmethoden. Dabei ist es ihm gelungen ein eigenständiges Forschungsprofil zu entwickeln und auch eine für sein Forschungsalter sehr erstaunliche internationale Sichtbarkeit zu erlangen. Seine Publikationstätigkeit ist hervorragend und es wurden zahlreiche für das Forschungsgebiet wichtige und teilweise auch überraschende Ergebnisse erzielt.
Hier möchte ich drei jüngere Arbeiten von Herrn Merle hervorheben. In der ersten Arbeit veröffentlicht von B. Merle, W.H. Higgins und G.M. Pharr in Journal of Materials Research 35 (2020) 343 mit dem Titel „Extending the range of constant strain rate nanoindentation testing“ erweitert Herr Merle den Einsatzbereich von Nanoindentierungsverfahren hin zu hohen Dehnraten. Herr Merle beschäftigt sich seit längerem mit der Bruchmechanik dünner Schichten und generell zeigen metallische dünne Filme eine extrem geringe Bruchzähigkeit, die zunächst nur schwierig zu verstehen war. In der Arbeit “Scaling of the fracture toughness of freestanding metallic thin films with the yield strength” erschienen in Materials Research Letters 6, pp. 607 (2018) wird dieser Effekt klar verständlich und Herr Merle kann darüber hinaus zeigen, dass die Bruchzähigkeit mit der Fließspannung ansteigt, was verglichen mit Bulkmaterialien natürlich sehr ungewöhnlich ist. In einer weiteren hochinteressanten Arbeit die Herr Merle zusammen mit seinem Doktoranden Herrn Liebig (J.P. Liebig et al.; Acta Materialia 154 (2018) 261) an Bikristall-Mikrodrucksäulen durchgeführt hat, wird gezeigt welche Versetzungen an Zwillingsgrenzen effektiv geblockt bzw. transmittiert werden, und wie die Stapelfehlerenergie dieses beeinflusst.
Darüber hinaus ist Herr Merle ein herausragender Experte was alle nanomechanischen Testverfahren betrifft. Insbesondere beherrscht er den Einsatz der sog. Continuous Stiffness Methode, die für dynamische Nanoindentierungen, Ermüdungsund Kriechversuche extrem bedeutend ist, wie kaum ein Zweiter und hat auch dazu sehr wichtige Arbeiten veröffentlicht. Insgesamt hat Herr Merle inzwischen mehr als 46 Veröffentlichungen in fast ausschließlich hervorragenden internationalen Journalen publiziert.
Wie oben schon angesprochen ist Herr Merle international hervorragend vernetzt, sehr aktiv vertreten auf Konferenzen und auch in der Organisation von Tagungen. So ist er regelmäßig Organisator eines Symposiums bei der ICMCTF in San Diego, CA einer Sommerschule zur experimentellen Nano- und Mikromechanik am Max-Planck-Institut für Eisenforschung, Düsseldorf (zusammen mit C. Kirchlechner). Auf den im Fachgebiet der Nanomechanik so wichtigen ECI-Tagungen „Nanomechanical Testing“ in Dubrovnik 2017 und Malaga 2019 war er ebenfalls an der Organisation beteiligt. Weiterhin ist Herr Merle sehr erfolgreich bei der eigenständigen Einwerbung von Drittmittelprojekten, insbesondere DFG-Projekten unter anderem auch im DFG Schwerpunkt: „Fluidfreie Schmiersysteme mit hoher mechanischer Belastung“ (SPP 2074). Vor kurzem wurde Herrn Merle ein ERC-Starting Grant über 1,7 Mio € (Laufzeit 2021-2026) zum Thema: „High-speed deformation and failure of materials at the nanometer scale“ zugesprochen, Diese hohe Auszeichnung belegt sicher ohne Frage seine herausragende Forschungstätigkeit in einem stark international geprägten Umfeld.
Herr Merle ist an der FAU in Erlangen als ein hervorragender Hochschullehrer bekannt und zeigt großen Einsatz in Studienkommissionen und der Begleitung von Studierenden. Regelmäßig ist er bei den studentischen Evaluationen unter den Besten bzw. der beste Hochschullehrer und hat inzwischen einige neue Vorlesungen an der FAU aufgebaut. Gleichzeitig leitet er eine Arbeitsgruppe mit mehreren Doktoranden und Masteranden.
Herr Merle ist seit vielen Jahren DGM-Mitglied und unserer Gesellschaft sehr verbunden. Er hat sehr viele DGM-Tagungen besucht und war auf vielen Arbeitskreistreffen auch aktiv an der Organisation beteiligt und verdient diese hohe Auszeichnung der DGM in höchstem Maße.
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