Geboren am 8. Juli 1926 in Nordhausen, in einer Zeit großer Herausforderungen, widmete Günter Petzow sein Leben der Wissenschaft und der Lehre. Sein unermüdliches Engagement, gepaart mit einer besonderen Begeisterung und einem tiefen Verständnis für die Werkstoffe, machen ihn zu einem Pionier seines Faches und zu einem großartigen Lehrer.
Mit seinem Studium der Chemie an der Universität Stuttgart legte Günter Petzow den Grundstein für eine außergewöhnliche Karriere und interpretierte die Materialkunde stets auch aus naturwissenschaftlicher Sicht heraus. Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten auf den Gebieten der Pulvermetallurgie, der Metallographie, der Thermodynamik und der Keramik hat er aus verschiedenen Perspektiven heraus in vielfältigen Materialklassen wesentliche Impulse gegeben.
Zu Beginn seiner Karriere wurde Günter Petzow auch Mitglied der DGM, eine Mitgliedschaft in einer „Familie“, die er über 64 Jahre lang beibehielt, genoss und bis zuletzt aktiv mitgestaltete. Seine Zeit als Vorsitzender der DGM von 1989 bis 1990, die Leitung verschiedener Fachausschüsse und Fortbildungskurse, die Ernennung zum Ehrenmitglied im Jahr 1997 und zum Ehrenpräsidenten im Jahr 2014 zeugen von seinem herausragenden Engagement und seinen bedeutenden Beiträgen. Die Ernennung zum Ehrenpräsidenten unterstreicht die Wertschätzung für sein langjähriges Engagement und seine prägenden Leistungen für die Materialkunde-Gemeinschaft und das Fachgebiet. Eine solche außerordentliche Ehrung wurde in der über einhundertjährigen DGM-Geschichte bisher nur Georg Masing zuteil.
Die herausragenden Leistungen von Günter Petzow wurden unter anderem mit dem Honda-Preis, dem Arthur-Burkhardt-Preis, dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, dem Skaupy-Preis und natürlich mit der Heyn-Denkmünze der DGM gewürdigt. Sieben Ehrendoktorwürden, sechs Honorarprofessuren und Mitgliedschaften in renommierten Gesellschaften zeugen von seinem weitreichenden Einfluss. Sein Engagement für die internationale Zusammenarbeit förderte den weltweiten Austausch von jungen und von erfahrenen Wissenschaftlern, getragen von seiner Überzeugung, dass die Wissenschaft nur durch internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit vorankommt. Eine Grundhaltung, die heute wichtiger denn je ist.
Neben seinen fachlichen Leistungen zeichnete sich Günter Petzow durch seine Persönlichkeit als Vorbild und Lehrer aus. Als begnadeter Netzwerker baute er Brücken innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und förderte den Austausch und die Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg. Seine Fähigkeit, interdisziplinäre Kompetenzen zu vermitteln und dabei die Kommunikation auf allen notwendigen gesellschaftlichen Ebenen zu fördern, machte ihn zu einem Vorbild und wichtigen Mentor für viele, die heute weltweit bedeutende Lehrstühle und Führungspositionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft innehaben. Diese Verbindung von fachlicher Brillanz und menschlichen Qualitäten hat seine Schüler und Kollegen nachhaltig geprägt.
Günter Petzows Vermächtnis ist tief verwurzelt in dem, was er uns hinterlassen hat: ein reiches Erbe an Wissen, das die Grenzen des Möglichen in der Materialkunde erweitert hat, und eine national, europäisch und weltweit offensiv und vertrauensvoll vernetzte Gemeinschaft, die durch seine Führung und sein Beispiel immer wieder neue Impulse erhalten hat. Wir werden ihn als großartigen Wissenschaftler, Lehrer und Freund in Erinnerung behalten.
In dieser Zeit des Abschieds sprechen wir seiner Familie unser Beileid aus. Möge sie der Gedanke trösten, dass das Lebenswerk von Prof. Petzow niemals vergessen, sondern noch Generationen von Forschern inspirieren und leiten wird.
Prof. Dr. Gerhard Schneider, Prof. Dr.-Ing. Frank Mücklich und Dr. Stefan Klein