Der größte Hebel liegt hier bei der Umgestaltung der Hüttenwerke zur Primärstahlerzeugung. Professor Johannes Schenk von der Montan-Universität Leoben erläuterte die hohe Reife europäischer Initiativen zur wasserstoffbasierten Direktreduktion für die großtechnische Anwendung. Doch woher kommt die erforderliche elektrische Energie von ca. 500TWh/a und wie gelangt der Wasserstoff zu den Hüttenwerken? Dr. Juliane Mentz von der Salzgitter-Mannesmann-Forschung (SZMF) konnte zeigen, dass die Umwidmung von Erdgasleitungen für Wasserstoff keine unkalkulierbare Gefahr darstellt, insofern eine angemessene bruchmechanische Bewertung erfolgt. Dank innovativer Stahllösungen ist auch der exponentiell ansteigende Bedarf an regenerativer Energie ein durch Offshore-Windkraftanlagen lösbares technisches Problem. Das Fügen von Grobblech mittels Elektronenstrahlschweißen (EBW) ermöglicht hoch tragfähige Monopile-Gründungsstrukturen für Wassertiefen von mehr als 40m, so Dr. Sebastian Scholl von der AG der Dillinger Hüttenwerke über ein laufendes Forschungsprojekt mit der RWTH Aachen und der Universität des Saarlandes. Dessen Aspekte zum maschinellen Lernen in der Gefügeforschung waren ebenfalls Gegenstand der Fachausschusssitzung. Wie vielfältig die Bemühungen um klimaneutrale Stahltechnologien sind, zeigten weitere Beiträge zum energieeffizienten Gasabschrecken mit Wasserstoff, zur In-Situ-Messung von Korrosionsvorgängen und zur Berechnung des Product-Carbon-Footprints mit der Software FRED.
Obgleich pandemie-bedingt die ersten drei Treffen des Gemeinschaftsausschusses Werkstofftechnik Stahl nur virtuell stattfinden konnten, zogen Dr. Frank Hippenstiel (BGH Edelstahl) und Professor Ulrich Krupp (RWTH Aachen) angesichts des anhaltend großen Interesses ein sehr positives Fazit und hoffen auf ein persönliches Wiedersehen.
Prof. Dr. Ulrich Krupp
Informationen zu allen Fachausschüssen können Sie über die DGM-Homepage unter https://dgm.de/de/netzwerk/fach-gemeinschaftsausschuesse abrufen.
Wenn Sie Interesse haben, in einem der Ausschüsse aktiv mitzuwirken, schreiben Sie uns eine kurze Mail an fachgremiendgm.de