DGM-Tag 2023: Die Preistragenden stellen sich vor – Heyn-Denkmünze

Der DGM-Tag ist für die Mitglieder und den wissenschaftlichen Nachwuchs unseres Fachverbandes, der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde, das Herzstück im Jahresgeschehen. Am 07. September 2023 lädt die Mitgliederversammlung zum persönlichen Wiedersehen nach Frankfurt am Main ein. Die DGM-Preisverleihung während des DGM-Tages ist ein Höhepunkt, der das außerordentliche Engagement von Forscherinnen und Forscher auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ehrt. Welche DGM-Auszeichnungen werden zum DGM-Tag 2023 verliehen? Wer sind die Forscherpersönlichkeiten dahinter? Wir stellen Ihnen die Nominierten persönlicher vor.

 

Die Heyn-Denkmünze, benannt nach dem ersten DGM-Vorsitzenden Emil Heyn (1867–1922), ist die höchste Auszeichnung der DGM. Sie wird für jene Leistungen auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik verliehen, durch die wesentliche Fortschritte in wissenschaftlicher, technologischer oder wirtschaftlicher Hinsicht erzielt werden konnten. Die DGM würdigt mit der Heyn-Denkmünze 2023 das Lebenswerk von Herrn Prof. Dr. Frank Mücklich, Professur für Funktionswerkstoffe, Universität des Saarlandes. 

 

1. Lieber Herr Mücklich, mit der Heyn-Denkmünze erhalten Sie die höchste Auszeichnung der DGM. Ihre wissenschaftliche Karriere ist beeindruckend. Gemäß Erich Kästners „Als ich ein kleiner Junge war“ – stand für Sie schon frühzeitig fest, dass Sie in die Wissenschaft gehen wollen?

Keineswegs - eigentlich hätte ich gern die elterliche große Getreidemühle mit damaliger „Biobäckerei“ übernommen, aber nach der 40-jährigen DDR-Diktatur war dies 1990 aussichtslos, denn von einem einst sehr schönen Betrieb war nur noch ein Museum übrig. Immerhin hatte ich damit aber von klein auf überall technische Berührungspunkte erlebt. Und ein Müllermeister aus Königsberg war eine Art großväterlicher technischer Spielgefährte für mich. All das hat wahrscheinlich die Freude am Hinterfragen, Experimentieren und späteren Forschen auch unterstützt.  

 

2. Die Liste Ihrer Leistungen und Ehrungen, darunter der Masing-Gedächtnispreis, der Alfried-Krupp-Förderpreis und der Henry Clifton Sorby Award, ist lang. Zu Beginn einer wissenschaftlichen Karriere sind Preise und Auszeichnungen u.a. wichtige Meilensteine für die weitere berufliche Entwicklung. Was bedeuten Ihnen jetzt Ehrungen, wie etwa die Verleihung der Heyn-Denkmünze?

Die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde ist in all ihrer Vielfalt und mit all den Persönlichkeiten in ihrer einzigartigen Geschichte für mich die wichtigste fachliche Heimat. Es ist mir eine Ehre und eine Freude, dieses großartige Netzwerk in verschiedenen Funktionen immer wieder ein klein wenig mitgestalten zu dürfen. Die Heyn-Denkmünze ist nun eine Anerkennung dessen, was ich wissenschaftlich mit all den Studierenden, den über 50 Doktorandinnen und Doktoranden, den Postdocs sowie mit vielen Kollegen im weltweiten Netzwerk gestalten durfte. Besonders unsere gemeinsamen methodischen Arbeiten zur Gefügeanalyse auf der Mikro-, Nano- und atomaren Skala ebenso wie unsere neuartigen bioinspirierten Meta-Oberflächen durch das Direct-Laser-Interference-Patterning erfahren mit dieser einzigartigen Auszeichnung eine großartige Würdigung.

 

3. Neben Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagieren Sie sich auch in vielen ehrenamtlichen Aktivitäten u.a der Nachwuchsförderung. Welchen Rat geben Sie jungen Wissenschaftlern, die in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Karriere machen möchten?

Ich hatte zweimal persönlich das große Glück, in Teams von herausragenden Wissenschaftlern zu arbeiten, die es verstanden, auch die Ideen junger Leute wahrzunehmen und diese zu fördern. In der physikalischen Metallkunde der Bergakademie Freiberg war dies Heinrich Oettel, dem ich für mein prinzipielles wissenschaftliches Denken und den Teamgeist sehr viel zu verdanken habe. Nach dem Mauerfall 1990 war dies dann am MPI für Metallforschung unser Ehrenpräsident, Günter Petzow, der mir half, aus der Isolation der DDR kommend, die DGM und das internationale Netzwerk zu erschließen und die Mechanismen der internationalen Zusammenarbeit zu verstehen. Bis heute stehe ich mit Günter Petzow in engem regelmäßigem Austausch und bin über allen Maßen beeindruckt, dass er – auch mit inzwischen 97 Jahren – immer wieder ganz schnell beim Thema ist, echtes Interesse an unserer Wissenschaft zeigt und vor allem auch an den Menschen, die sie vorantreiben. Wir sind stolz auf ihn und können uns dies sicherlich alle zum Vorbild nehmen.  

 

4. Wissenschaftler, Professor, Unternehmer, Gesellschafter, ehemaliger DGM-Präsident, aktiv bei Editorial Boards und Konferenzen sowie der Kinderuni – Sie sind ein echter Multi-Player. Was treibt Sie beruflich an?

Ich bin, vielleicht durch meine Herkunft aus einem Unternehmer-Elternhaus, sehr interessiert daran, die „akademische Wertschöpfungskette“ systematisch voranzutreiben und auszuarbeiten. Es ist zunächst entscheidend, die Grundlagenforschung sauber zu betreiben. Das ist – zusammen mit der Lehre - die Aufgabe des Lehrstuhls an der Universität, den ich seit 1995 aufbauen durfte. 2008 ging es mir im Rahmen einer Rufabwehr darum, zusätzlich mit der Gründung der Europäischen Schule für Materialforschung (www.eusmat.net) weltweit internationale Talente in das Netzwerk zu holen. Um ein gewisses Alleinstellungsmerkmal zu profilieren, erschienen uns neben der Wissenschaftssprache Englisch, die Sprache der Saarbrücker Nachbarn, also Französisch und auch Spanisch neben Deutsch geeignet, gesamteuropäische Sichtbarkeit zu entwickeln. Dr. Flavio Soldera in meinem Team ist als General Manager für EUSMAT absolut erfolgreich und schlichtweg „in seinem Element“. 2009 ergab sich im Rahmen einer weiteren Rufabwehr die Möglichkeit, auch den Wissens-Transfer und die direkte Industriekooperation strukturell separat zu etablieren durch Gründung des Material Engineering Center Saarland (www.mec-s.de). Heute ist dies dank der außerordentlich geschickten Geschäftsführung von Dr. Dominik Britz extrem erfolgreich. Und die Ausgründung www.surfunction.com ist der konsequente Schritt zur Industrialisierung unserer DLIP-Oberflächentechnik. Insofern sind diese Schritte logisch aufeinander folgend. Zum Thema Nachwuchs halte ich es für entscheidend, dass wir die besten jungen Leute für die faszinierende Materialwissenschaft und Werkstofftechnik begeistern. Es macht mir Freude darüber nachzudenken, wie man diese jungen Leute – und inzwischen in Vorträgen auch die interessierte Öffentlichkeit bis hin zu Politik – in spannenden populärwissenschaftlichen Vorträgen begeistert. Und schließlich möchte ich in meiner Funktion als Sprecher der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, acatech, versuchen, auf nationaler Ebene und in der Politikberatung relevante Akzente für die Sichtbarkeit und Förderung unseres Fachgebietes in der Gesellschaft zu setzen. 

 

5. Bei all dem beruflichen Engagement – wie oder bei was entspannen Sie privat am besten? 

Hier ist die Antwort ganz einfach. Das besondere private Glück mit meiner Frau Ute und unsere Verbindung zu den drei erwachsenen Kindern Anna, Marc und Sina mit Partnern und Familien ist unersetzbar und macht uns glücklich. 

 

Vielen Dank, Herr Mücklich, für das Interview. Wir freuen uns auf das Wiedersehen mit Ihnen am 07. September 2023 zum DGM-Tag

 

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