
Der Masing-Gedächtnispreis honoriert die wissenschaftliche Arbeit, die in den letzten zwei Jahren vor der Verleihung veröffentlicht wurden. Die Disputationen der Nominierten dürfen dabei nicht länger als 10 Jahre zurückliegen. Der Masing-Gedächtnispreis 2023 geht an Dr.-Ing. Christian Haase, Akademischer Oberrat, Gruppenleiter “Integrative Werkstoffsimulation” am Institut für Eisenhüttenkunde (IHEK) der RWTH Aachen.
1. Herr Dr. Haase, Ihre Forschungsarbeit konzentriert sich auf Prozess-Struktur-Eigenschaftsbeziehungen in metallischen Werkstoffen. Wie kamen Sie dazu, sich auf dieses spezifische Gebiet zu fokussieren, und was fasziniert Sie daran besonders?
Die Untersuchung von Prozess-Struktur-Eigenschaftenbeziehung ist im Bereich MatWerk an und für sich nichts Neues. Es sind vielmehr die Erweiterung der Werkstoffbehandlungs- und -verarbeitungsverfahren sowie neue Werkstoffe, die uns häufig vor Herausforderungen stellen diese Beziehungen zu verstehen und zu beschreiben. Diese Herausforderungen stellen jedoch gleichzeitig eine große Faszination dar.
2. Seit 2016 betreuen Sie am Institut für Eisenhüttenkunde der RWTH Aachen die Arbeitsgebiete Integrative Werkstoffsimulation (Integrative Computational Materials Engineering, ICME) und Additive Fertigung und sind heute Kompetenzfeldleiter und Akademischer Oberrat mit annähernd 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie sind zugleich Führungs- und Forscherpersönlichkeit – worauf beruht Ihr Erfolg?
Hier waren in den vergangenen Jahren zwei Faktoren ausschlaggebend. Zum einen durfte ich mich am Institut für Eisenhüttenkunde mit wissenschaftlicher Freiheit sehr interessanten Forschungsgebieten widmen. Das ermöglichte es, diese Themen (z.B. Werkstoffe für die additive Fertigung) durch entsprechende Forschungsförderung auszuweiten. Andererseits hatte ich das Glück, mit hervorragenden Kolleg*innen innerhalb der RWTH Aachen und darüber hinaus zusammenarbeiten zu dürfen.
3. Im Vorstand des Studientags Materialwissenschaft und Werkstofftechnik StMW, im Nachwuchsausschuss der DGM und im Jungen Kolleg der Akademie der Wissenschaften und der Künste NRW stehen Sie im engen Austausch mit jungen Nachwuchswissenschaftler*innen. Wie sehen Sie die Rolle von jungen Menschen in der MatWerk-Forschung und wie motivieren Sie sie, sich für neue Forschungsthemen zu interessieren und zu engagieren?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mich selbst noch für relativ jung halte :-)
Nachwuchswissenschaftler*innen sind natürlich nicht nur die Zukunft unseres Fachgebiets, sondern in der jetzigen Zeit sinkender Studierendenzahlen von besonderer Bedeutung für dessen Aufrechterhaltung. Zumeist müssen diejenigen, die während und nach dem Studium unserem Bereich erhalten bleiben, nicht zusätzlich motiviert werden. Erfahrungsgemäß hilft es jedoch, zusätzlich ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass unsere Themen in der MatWerk-Forschung einen wichtigen Beitrag zu derzeitigen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen haben. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind dabei sicherlich hervorzuheben.
4. Welche weiteren Ziele und Projekte haben Sie für die Zukunft in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik?
Insbesondere die Entwicklung neuer metallischer Werkstoffe und das Mikrostrukturdesign bereiten mir noch immer große Freude. Dabei sehe ich die Kombination von Experiment, Werkstoffsimulation und Methoden des maschinellen Lernens als einen für mich interessanten Bereich, sowohl bei der Methodenentwicklung als auch als Möglichkeit zur Effizienzsteigerung bei der Werkstoffentwicklung.
Vielen Dank, Herr Haase, für das Interview. Wir freuen uns, Sie zum DGM-Tag persönlich kennenzulernen.